Hier finden Sie das aktuelle Logbuch "Atlantik-Rund" von Wolfie´s Toy
(Die Fotos können durch anklicken vergrößert werden)
das englische Segelmagazin bringt in der Ausgabe 2/2003 (im Handel ab Mitte Januar) einen Bericht über unsere Reise mit Wolfie´s Toy von der Karibik in die Hudsonbay, nach Baffin Island, Grönland und zurück nach Cuxhaven. Im Internet wird der Artikel wie folgt angekündigt: Arctic cruising in an Open 50No heating, no insulation, a stripped-out racing interior – the Open 50 Wolfie's Toy seems an unlikely choice of yacht in which to cruise to Baffin Island and Hudson Bay. Wolfgang Quix and his crew are obviously tougher than the rest of uswww.yachting-world.com
Und noch eine Ehrung.........beim Jahrestreffen des Ocean Cruising Club / England im ehrwürdigen Royal Thames Yacht Club in London bekam ich aus der Hand von Club-Admiral Mary Barton die Vasey Vase 2001 für a voyage of an unusual and exploratory nature. Damit ist natürlich die 8813 sm Reise mit Wolfie´s Toy von Road Harbour/Tortola über Bermuda, Halifax, Neufundland, Labrador, Hudsonbay, Repulse Bay (Polarkreis), Baffin Island, Grönland, Faeroer und Shetland nach Cuxhaven gemeint. Weitere Preisvergaben bei der gleichen Veranstaltung: den OCC Award of Merit für Ellen McArthur (2. Platz Vendee Globe) und Helen Tew (erste Atlantiküberquerung im Alter von 91!) und den Barton Cup für Paddy Barry und Jarlath Cunnane (erfolgreiche Durchsegelung der Nord-West Passage). Die Feier im altehrwürdigen Royal Thames war natürlich Klasse, vor allem die schönen Räumlichkeiten, vollgestopft mit alten Gemälden, Schiffsmodellen und Regattapreisen. Aber langsam werden mir die Reisen zu den Preisvergaben zu teuer...
In einer Feierstunde im Kieler Yachtclub wurde mir gestern von dem Vorsitzenden des KYC, Lothar Jenne, der Schlimbach-Preis für 2001 überreicht. Mit diesem Preis wurde die gesamte Reise von Tortula via Kanada/Nunavut und Grönland nach Cuxhaven über 8.813 sm ausgezeichnet. Nähere Einzelheiten kann man unter www.kyc.de nachlesen. Ausgezeichnet wurde zwar der Skipper, aber der Erfolg war nur durch die gute Zusammenarbeit im ganzen Team möglich. Zum Arktik-Team gehörten: Eugen Appelhans, Uta Botterbrod, Immo Janßen, Norbert Klute, Sigrid Klute, Peter Matt, Schorsch Petzoldt, Katrin Schlensker, Rüdiger Schmidt, Christoph Vitzthum und Herbert Weingärtner. (Wachführer fett gedruckt). Der Schlimbach-Preis gilt allgemein als die höchste Auszeichnung im deutschen Hochsee-Segelsport.
Die Crew hat sich heute in Bremen getroffen. Nach einem Bummel durch die schöne Altstadt bekamen wir beim Hochseesegler-Abend der SKWB im Bremer Rathaus von Senatspräsident Bürgermeister Dr. Henning Scherf den Goldenen Kompaß überreicht. Die Laudatio hielt Uve Schult, seine anerkennenden Worte gingen uns runter wie Milch und Honig. Anschließend haben wir bis spät in die Nacht in einer Westernkneipe, die uns sehr an Churchill erinnerte, in Arktis-Erinnerungen geschwelgt.
Die Segelkameradschaft Das Wappen von Bremen e. V. hat mir mit Schreiben vom 20.9.01 mitgeteilt, daß ich für die Reise von Churchill über Repulse Bay/Polarkreis, Grönland, Färöer, Shetland nach Cuxhaven auf dem Hochseeseglerabend 2001 am 3.11.01 mit dem Goldenen Kompaß ausgezeichnet werde. Wenn hier auch nur der zweite Teil der Arktisreise ausgezeichnet wird, so ist doch allen Beteiligten klar, daß auch die Crew, die das Schiff von Halifax in den eisigen Norden gesegelt hat, an dieser Auszeichnung genauso viel Anteil hat, wie die Crew, die das Schiff schließ über den Polarkreis nach Hause geführt hat. Also, mein Dank ans ganze Team! Wolfgang Quix
Der Kreis um den Nordatlantik hat sich geschlossen, Wolfie`s Toy liegt wieder hier in der Schreiber-Marina, von wo sie am 7.10.00 lossegelte. 16.241 sm liegen in ihrem Kielwasser. Insgesamt wurden 15 Länder mit 26 Häfen/Marinas und 21 Ankerplätzen angelaufen und 25 Inseln angesteuert. An der gesamten Atlantik-Rundreise waren insgesamt 28 Segler beteiligt. Meine Bewunderung haben die beiden Crews, die mit mir in die Arktis gesegelt sind. Sie haben in Stürmen und Flauten bei eisiger Kälte erstaunliches geleistet und ein grossartiges Durchhaltevermögen bewiesen. Belohnt wurden sie dafür mit einmaligen Naturerlebnissen und Begegnungen mit wunderbaren Menschen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir diese Reise ermöglicht haben.
Vor wenigen Sekunden haben wir in Cuxhaven im Jachthafen der SVC festgemacht. Rund 4.200 sm Nordatlantik liegen seit Churchill hinter uns und wir können nicht einmal einen Festmacheschluck zu uns nehmen, da kein Bier an Bord ist. Die schon erwähnte Sparsamkeit......... Die letzten Meilen hat Wolfie`s Toy noch mal richtig Speed gemacht, mit bis zu 12 kn sind wir in die Elbe gerauscht, es war als ob sie den Heimathafen wittert und in den Stall will. Den Festmacheschluck haben wir dann am Abend beim Käptn`s Dinner nachgeholt, holländische Matjes mit Bratkartoffeln, vorher eine Hummersuppe, nachher natürlich eine Rote Grütze! Hm, again fingerlekking good !
Das war bei gutem Wind ein 197 sm Etmal, aber noch fehlen uns rund 130 sm bis Cuxhaven. Es wird wirklich Zeit anzukommen, auch die Vorräte werden langsam alle, vorallem Dank äusserster Sparsamkeit unserer Einkäuferin in Lerwick. Die Sonne scheint und wir Eisbären leiden sehr unter der Hitze.
Was die Eisberge in der Arktis waren, das sind die Bohrinseln in der Nordsee. Schifffahrtshindernisse. Letzte Nacht hatten wir Starkwind aus SE, direkt auf die Nase, und mussten durch ein Bohrfeld kreuzen, sehr schön. Inzwischen haben wir raumen Wind und sind direkt auf dem Weg nach Cuxhaven. Noch 238 sm bis zum Wegepunkt bei Helgoland. Wenn wir den Kurs halten können, sind wir frei von weiteren Bohrinseln. Alles sieht z.Zt. nach einer Nachtankunft in Cuxhaven aus. Egal, dann gibts eben ein Frühstück mit knackigen frischen Brötchen, anstelle eines Dinners im Veermaster.
Nach alter Round Britain , Ireland and Scotland Race Tradition haben wir Lerwick nach einem Besuch im Boating Club mit nur 4 Stunden Schlaf verlassen. In stockfinsterer Nacht sind wir losgesegelt, die Heimat ruft. War schön die alten Freunde noch am Leben zu sehen.
Der erste Tag in Thorshavn war total verregnet, ein Teil der Crew war im Schwimmbad und der Sauna, abends gabs ein Menue de Lux, Kartoffel-Möhrenauflauf in Gorgonzola-Sahne, dazu Putenschnitzel mit Scharfer Thailandsauce. Fingerlecking Good! Am nächsten Tag haben wir die Insel per Leihwagen erkundet und dann abends Thorshavn verlassen und schon 60 sm auf dem Weg nach Lerwick hinter uns. Der Wind ist äusserst launisch und die Crew darf ein Manöver nach dem anderen fahren, Wasser rein, Wasser raus, Genua III, Genua II, Genua III........ Hoffentlich warten die Freunde im Lerwick Boating Club schon mit einem preiswerten Bier auf uns, in Thorshavn kostete es saubere 10 Märker!
Nachdem die Bb-Wache ihre eindrücke über unseren Törn vermittelt hat, will die Stb-Wache nicht zurückstehen. Besser gesagt 2/3 davon, denn unser Wachführer (und Skipper) Wolfgang berichtet ja fast täglich und hält sich hier raus. Schorsch (schon seit Halifax dabei!): die mannigfaltigen Eindrücke dieses Törns lassen sich mit Worten kaum beschreiben. Sei es die Begegnung mit Walen, Delphinen, Robben, Eisbären und Seevögeln, die arktische Pflanzenwelt, die Eisberge und Treibeisfelder, oder die Landschaft mit Steilküsten, Gebirgen und Tundra, die Häfen und Ankerplätze. Dazu Naturschauspiele wie Nordlicht, Regenbögen, unglaubliche Sonnenauf- und -untergänge, der klare Sternenhimmel über uns. Das Segeln an sich, bei Flauten und Starkwind im Rythmus der Bordwachen, die Segeleigenschaften des Schiffes, der Rausch der Geschwindigkeit, wenn Wolfies Toy ins Gleiten kommt. Und natürlich die Kochkunst unseres Skippers, der für unser leibliches Wohl sorgt. All das könnte man noch mit wunderschönen Atributen ausschmücken, aber eigentlich wollte ich ja zu dem Törn nur SPITZE sagen!
Immo: im Prinzip spricht Schorsch mir aus der Seele, der Törn ist im grossen Ganzen grossartig und hochinteressant. Trotzdem gibt es einiges, was mich besonders begeistert hat. Die Nachtwache im Rose Welcom Sound nahe dem Polarkreis, als wir durch ein Eisfeld fuhren. Ich dachte wir würden da niemals durchkommen, aber bei Skipper Wolfgang gabs kein Vertun: wir fahren weiter. Und tatsächlich, nach 1 1/2 Stunden wilden zick-zack- fahrens hatten wir wieder eisfreies Fahrwasser. Dann unser Stop in Cape Dorset, einerseits die völlig unbürokratische, kompetente und freundliche Hilfe, die mir auf der Krankenstation zuteil wurde. Andererseits die Menschen, die ihre schöne Heimat so sehr lieben und nicht müde werden zu erläutern, dass die Bergformationen dort drüben wie die Brüste eine Frau aussehen, jene dort auf der anderen Seite von ihnen als Brustwarzen bezeichnet werden. Übrigens, männliche Berge gibts dort nicht........ Dann noch die irre Ansteuerung an den Prins Christian Sund. Zuerst viel Wind und Nebel, dann viel Wind und Eisberge, dann viel Wind und bizarre Felseneilande und schliesslich die enge Einfahrt, das ganze grandios. Und zuletzt - neulich 3.30 Uhr, nachts, irgendwo zwischen Grönland und Faroer. Ich habe Ruderwache, der Skipper navigiert. Schorsch ist im Schiff unterwegs. Der Wind nimmt schnell zu, niemand zum Reffen da. Wie Wolfies Toy raumschots losrauschte und 20 Minuten zwischen 12 und 14 Knoten dahinjagte, einfach Geil !
Wir sind hier heute mit der aufgehenden Sonne eingelaufen. Hatten zuletzt einen schönen Wind aus Süd, der uns die letzten Meilen Raumschots durch die Inselwelt der Faroer jagte. Das ist hier dem ersten Eindruck nach ein hübschches Städtchen, die Crew holt gerade frische Semmeln und ein Musiccafe gibts auch, für Abendunterhaltung ist gesorgt. Aber keine Angst, wir kommen bald nach Hause!!! Die Sensation für uns waren hier die Bäume, so etwas haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen, zuletzt einige klägliche Exemplare in Hopedale/Labrador! Hinter uns liegt ein Tief auf dem Atlantik, wir wollen sehen was daraus wird, ehe wir zu den letzten ca. 700 sm nach Cuxhaven starten, allerdings wollen wir in Lerwick/Shetland nach Möglichkeit noch einen kurzen Stop einlegen.
Wir haben bis Cuxhaven noch 1000 sm vor uns, aber auch schon über 3000 sm hinter uns. Kein Wunder, dass die Crew anfängt ihre Eindrücke in Worte zu fassen. Warum auch immer nur Texte vom Skipper? Hier die Gedanken der Backbordwache:
Der Sturm in den letzten Tagen hat uns alle sehr beeindruckt. Vor allem erwischte er uns nach dem stillen, friedlichen Prins Christian Sund doppelt hart. Begeisternd war, wie diese Rennziege über die Wellen geklettert ist, dann aber mit Ohrenbetäubendem Krach in die Wellentäler aufgeschlagen ist, ohne Schaden zu nehmen. Deutlich zeigte der Sturm uns seine Kraft, als sich mehrere male riesige Brecher über das ganze Schiff stürzten. Nach einem dieser Brecher wurde unser Skipper vom Ruder weggerissen und er fand sich im Cockpit am Boden liegend im knietiefen Wasser wieder.
Und nun die ganz persönlichen Eindrücke:
Uta: für mich war der Prins Christian Sund mit den mächtigen Gletscherabbrüchen und der grandiosen Stille äusserst faszienierend. Er vermittelte den Eindruck, als ob die Alpen unter Wasser stünden.
Eugen: es ist unbeschreiblich, was ein simpler Blumentopf falsch herum auf dem brennenden Herd gesetzt für eine wohlige Wärme ausstrahlt und das in der kalten Küche Hudson Bay! Die warmen Duschen in den Hotels waren unbezahlbar!
Christoph: Wahnsinnig war die Einfahrt in den Prins Christian Sund. Wir hatten Freiwache und wurden durch die rauschende Bugwelle geweckt. Was wir dann sahen verschlug uns die Sprache. Vor uns ein mächtiges Alpenpanorama. Unser Skipper hatte den Kurs zwischen Eisbergen und Felseninseln direkt darauf abgesetzt. Mit bis zu 11 kn jagten wir an diesen, die z.t. keine 30 m entfernt waren, vorbei. Nach einigen 100 m tat sich die bis dahin verdeckte, schmale, sonnendurchflutete Einfahrt in den Prins Christian Sund auf. Wir waren wieder in einem ruhigen, sicheren Fahrwasser.
Und nochmal gemeinsam: alle Eindrücke wiederzugeben würde Seiten füllen. Für uns alle unvergesslich sind: Begegnungen mit Eisbergen, Farbenspiele der Natur, Slalomfahrt durch die Eisschollenfleder, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Arctic-Canadier, egal ob Inuit oder Weisse. Uta, Eugen und Christoph
Der Sturm tobte noch bis weit in die Nacht, erst gegen Morgen konnten wir die Genua III voll ausrollen. Jetzt hat der Wind und die See sich beruhigt, nur noch 20-25 kn. Nach einem guten Frühstück mit Eiern und Speck ist auch das Gross wieder oben, allerdings noch mit 3 Reffs. Die Sonne kommt raus, wir beginnen wieder zu leben. Bis Faroer noch knapp 800 sm
Wir haben doch nochmal kurz gestoppt, um die Gastfreundschaft der fünf Dänen in ihrer einsamen Station am Eingang des Prins Christian Sund bei Kaffee und Wienerbrod zu geniessen. Mit Wetterkartren für die nächsten 5 Tage versehen, sind wir dann los. Als wir zu unserem Schiff kamen lag neben uns Fanfan, eine andere deutsche Jacht, die gerade eingelaufen war, von Island kommend. Nach einem kurzen Palaver haben wir die Leinen losgeworfen. Am Eingang (oder Ausgang, wie man will) des Prins Christian Sund sahen wir dann noch einen Eisbergfriedhof. Riesige Berge haben sich hier in einer Bucht vernavigiert, sind gestrandet und tauen ihrem Ende entgegen. Der Blick zurück auf Grönland im Abendlicht wird unvergesslich bleiben.
Nach einer Nacht- und Nebelfahrt sind wir am frühen Morgen zwischen den nördlichen und südlichen Kitsissut Inseln auf den Eingang der Kandle durch Südgrönland zugesteuert. Im Nebel konnte man auf dem Radar nicht mehr erkennen, was nun ein Eisberg und was tatsächlich eine Insel ist. Bis die Sonne endlich den Sieg über den Nebel errungen hatte zählten wir über 20 Eisberge um uns herum, dazwischen die Felseninseln der Kitsissut-Gruppe. Vor uns hochaufragende Gebirgsketten, teilweise wolkenverhangen. Wir haben den nördlichsten Eingang in den Torsukattak gewählt, dicht vorbei an kleinen Eilanden und wieder Eisbergen, mit guten 25 kn Wind von achtern, da blieb manchem kurzzeitig der Atem stehen. Im Torsukattak war dann der Seegang weg, an beiden Seiten steile Felsenhänge die förmlich in den Himmel wachsen. Der Rest des Tages war nur noch ein ah und oh nach dem anderen, so schön war die Berglandschaft um uns herum. Gletscher bis hinunter ans Wasser, Gipfel, einer bizzarer als der andere, Wasserfälle die einige 100 Meter herabstürzen, ein aus dem Wasser hechtender Wal, immer neue Überraschungen für das Auge. Aber auch viel Treibeis von den Gletscherabbrüchen im Fahrwasser und einige Eisberge. Am Abend haben wir dann in der Bucht Mammaa geankert, mit einer Heckleine zum Land. Von hohen Gebirgszügen geschützt, haben wir dort eine ruhige Nacht verbracht und sind jetzt auf dem Weg zum Ostausgang aus dem Prinz Christian Sund, der nächste Hafen liegt auf den Faroer!
Am Sonntag machten sich Christoph, Immo und Wolfgang auf zu einer 4,5 stündigen Bergwanderung entlang des Sees Tasersuaq hinauf auf den Berg Saqqaarsik (412 m). Da die Sonne schien und vollkommen klare Sicht herrschte, wurde die Tour zu einem grossartigen Erlebnis. Hinter jeder Biegung des Pfades, gab es neue Ausblicke auf Seen, kleine Bergbäche und Wasserfälle. Am Ende des Tasersuaq ging es dann hinauf auf eine Hochebene mit weiteren kleinen, namenlosen Seen, ehe der endgültige und schweisstreibende Anstieg uns das Gipfelglück bescherte, eine grandiose Fernsicht über Qaqortoq und in die Fijorde im Norden, dazu in der Ferne hohe Berggipfel mit alpinem Charakter. Nach kurzer Gipfelrast gings zurück nach Quaqortoq, wo wir mit weichen Knien erstmal ein kühles Bier durch unsere Kehlen rinnen liessen.
In dichtem Nebel haben wir uns mal wieder mit dem Radar an Eisbergen und Untiefen vorbei in einen Hafen hineingetastet. Kaum waren wir drin, riss der Nebel auf und Qaqortoq zeigte sich uns in seiner ganzen Schönheit. Bunte Häuser sind rund um den Hafen in die Hänge gebaut, der Hafen selber voll mit kleinen Motorjachten und Fischereifahrzeugen. Wir fanden einen freien Stegplatz mit genügend Wassertiefe. Zum Frühstück holte Uta dann die ersten frischen, richtig knackigen Brötchen seit Monaten und für die Sauberkeitsfanatiker gabs im Seemannsheim eine warme Dusche. Auffallend der Unterschied der Menschen in Arctic-Canada und Grönland, mit Verlaub gesagt, die Grönländer sind ganz schön muffelig. Natürlich ist eine Jacht hier nichts besonderes, wir wurden so gut wie überhaupt nicht beachtet. Dafür haben wir dann auch Zoll und sonstige Behörden links liegen lassen. Bekanntlich macht dieser Quix das ausserordentlich gerne. Dafür gabs abends ein Festessen in einer Kneipe, besonders mutige Geniesser wie Immo und der Skipper wagten sich an ein Walsteak, die weniger mutigen begnügten sich mit Lamm, dazu gabs frisches Bier, Dm 10,- je Flasche, na denn Prost. Am Sonntag tauchte dann die Columbus von Hapag-Lloyd hier auf, an Bord Burghart Pieske, als Unterhalter für die Kreuzfahrer engagiert. Eugen freute sich über dieses Treffen ganz besonders, er ist schliesslich schon mit Burkhart gesegelt. Über die Bergtour von Christoph, Immo und Wolfgang wird noch gesondert berichtet. Wir sind Sonntagabend um 21.15 h wieder ausgelaufen und suchen in finsterer Nacht unseren Weg in die offene See.
Eigentlich wollten wir heute ankommen, aber der Wind zeigt immer wieder Schwächen und dreht auf achterlich, so geht unser Speed runter auf magere 5 kn, es sind aber auch nur 7 kn Wind. Unsere Etmale seit dem Verlassen der Hudsonbay 183 sm, 126 sm und heute wohl 150 sm. Das von Baffin Island kommende Tief hat nicht viel Kraft, der Druckunterschied ist minimal. Aber es regnet. Die Nächte werden wieder länger und dunkler, dafür ist es etwas wärmer geworden. Immo ist wieder voll dabei und freut sich so wie der Rest der Crew auf Kallallit Nunaat (Grönland).
Endlich sind wir aus der Hudson Strait raus. Nach einer der kältesten Nächte dieser Reise mit vielen Winddrehern und vielen Manövern, Wasserballast rein und raus, Ballstwasser nach Steuerbord und wieder zurück nach Backbord, kleine Fock grosse Genua, laufen wir jetzt auf direktem Kurs nach Qaqartoq mit satten 7-10 kn. Nunavut good by, Kalaallit Nunaat wir kommen!
Die Inuit-Götter wollen uns nicht loslassen, wir sollen nicht ins ferne Germany segeln. Sie haben einfach den Wind abgestellt und weil das nicht reicht unseren Tatendrang zu stillen, auch noch ein bischen Wind genau auf die Nase aus dem Schamanenhut gezaubert. Wir kleben förmlich in der Hudsonstrait und kommen nicht raus. Nach Dorset mussten wir 27 Stunden motoren, spiegelblanke See. Bei der Gelegenheit hat man allerdings auch mal gesehen, wieviel Seehunde hier leben. Manchmal sah man bis zu 10 Stück gleichzeitig, wie sie uns neugierig beäugten. Bei Seegang erkennt man sie nicht. Dann hatten wir einen kleinen Sturm, der natürlich genau von gegenan. So haben wir halt nochmal die Quebec-Küste und anschliessend die von Baffin Island besichtigt, ehe die nächste Flaute kam. Noch trennen uns 75 sm vom Ausgang der Hudson Strait. Immo gehts wieder etwas besser, er schluckt brav seine Pillen, verbringt die immer noch saukalten Nächte im warmen Schlafsack und träumt von Sille. Ansonsten fiebert er, wie die ganze Crew dem Atlantik entgegen.
Das hier war wirklich einer der schönsten Ankerplätze, die ich in meinem Seglerleben gesehen habe. Eine von Bergen umsäumte Bucht, guter Ankergrund, sehr nette Menschen. Im Hotel Kingnait Inn durften wir kostenlos duschen und Kaffee trinken, der ehemalige Bürgermeister John Curley fuhr uns mit seinem nagelneuen Auto im Ort und der näheren Umgebung herum, ausnahmslos jeder begegnete uns ausserordentlich freundlich. Diesel und Wasser wurden uns mit einem Tankwagen direkt zum Landungsplatz gebracht, die Kannister fuhr uns ein Inuit mit seinem Motorcanou rüber zu unserem Schiff. Wir hatten nur Zeit für einen 15 stündigen Aufenthalt, hier hätte man es auch länger ausgehalten. So heisst es nun good by Canada, hallo Grönland! Immo macht uns etwas Sorgen, er hat sich eine Mandelentzündung eingefangen. Unser Verdacht, dass er nur die netten Krankenschwestern in Cap Dorset besuchen wollte, hat sich leider nicht bestätigt, ihn hats wirklich erwischt. Wir werden ihn vor allem in den kalten Nachtwachen schonen müssen.
Die Flauten südlich von Southampton Island haben uns mächtig aufgehalten. Im Augenblick allerdings rauschen wir mit 8 kn unserem Ziel Cap Dorset entgegen. Da war auch Helmut Kohl schon, eigentlich ein Grund dran vorbeizurauschen. Aber vielleicht stossen wir ja auf eine schwarze Kasse? Heute will ich Euch mal die neue Crew vorstellen, die in Churchill eingestiegen ist und inzwischen den Polarkreis erobert hat: Eugen Appelhans (58) gibt als Segelerfahrung das Jsselmeer an. Unser Tiefstapler, in Erzählungen spricht er dann aber vom Atlantik, Grönland und dem Pazifik. Ausser Segeln sind seine Hobbies Rudern, Lesen, gute Filme und die Bundesliga.
Uta Botterbrod (45) eine Seglerin vom Bodensee mit Mittelmeererfahrung. Ihre Hobbies sind lesen, alpines skilaufen und reisen.
Christoph Vitzthum (37) segelt seit 25 Jahren. Sein Heimatrevier ist der Bodensee, er kennt aber auch die Nord- und Ostsee und das Mittelmeer. Ausser segeln liebt er snowboarden und skilaufen.
Immo Janßen (35) hat von Kindesbeinen an die Nord- und Ostsee erforscht und das im reifen Mannesalter als Skipper fortgeführt. Seine Hobbies sind windsurfen, langstreckenlauf und gutes essen.
Von der alten Crew ist Georg (Schorsch) Petzoldt an Bord geblieben und natürlich der Skipper: Wolfgang
Ein Rekord in Langsamkeit, unser Etmal heute 96 sm, so langsam waren wir auf der ganzen Arktis-Reise noch nicht. Der Roes Welcome Sound war eine Flautenfalle, wir sind auch nicht wie geplant in die Wager Bay gesegelt, uns läuft die Zeit weg, wir müssen Meilen machen! Ansonsten war zumindest der Sonntag sehr interessant, zwei Eisbären auf einer Eisscholle, Robben auf einer anderen, für Kurzweil war gesorgt. Die Crew hat sich durch die Flauten durchgelesen, die Bibliothek war stark frequentiert. Im übrigen freuen wir uns über alle Grüsse und guten Wünsche, die wir über das Gästebuch erhalten.
Wir haben Repulse Bay bei Niedrigwasser erreicht, konnten also den Ankerplatz direkt vor der Inuitsiedlung erst mit dem nächsten Hochwasser anlaufen, da wir mit unseren 3 m Tiefgang nicht über die Barre vor der Einfahrt kamen. Für ein paar Stunden haben wir draussen auf Reede gelegen und dann mitten in der Nacht verholt. Sehr schöner Ankerplatz vor der Kulisse der Siedlung. Die Inuits hier sind grosse Künstler (Stein und Elfenbeinschnitzereien) und ebenso grosse Jäger. Am Samstag waren sie den ganzen Tag mit schnellen Motorkanus in der Bay unterwegs auf Narwaljagd. Die Narwale werden zuerst harpuniert und dann mit dem Gewehr totgeschossen. Die Jagd war erfolgreich, abends wurden keine 50 m von uns weg zwei Waale angelandet. Die Inuit essen vom Narwal nur den Speck und die Haut, sowohl roh wie auch gekocht. Das eigentliche Fleisch bekommen die Hunde. Eine Probe haben wir dankend abgelehnt, wir Feiglinge! Das Horn des Narwals bringt gutes Geld, je nach Gösse von 400 bis 2000 kanad. Dollar, besonders verrückt danach sind Asiaten. Die machen ein Pülverchen daraus, das die Manneskraft erhöhen soll, wers glaubt wird seelig. Wir haben mal wieder im Hotel geduscht, diesmal kostenloser Service, dazu gabs auch noch Kaffee! Ausserdem bekam jeder eine Urkunde in der uns bestätigt wurde, den Polarkreis erreicht (und überschritten ?) zu haben. In der Nacht zum Sonntag haben wir Repulse Bay verlassen und sind auf dem Weg in die nahezu unvermessene Wager Bay, die wir bei günstigen Winden erforschen wollen. Sonst würde es direkt nach Cap Dorset am Eingang der Hudsonstreet gehen, der Heimweg hat begonnen!
Wir sind heute Nacht durch grosse Eisfelder gefahren, teilweise Slalom mit Stangenkontakt, das hat unser Fortkommen stark in Mitleidenschaft genommen. Nur 136 sm in den letzten 24 Stunden. Zum Glück sind wir schon wieder soweit im Norden, dass die Nächte hell sind. Die Rinnen zwischen den Eisplatten waren verdammt schmal und da müssen wir auf dem Rückweg nochmals durch! Wir stehen knapp 30 sm vor Repulse Bay. Der Sonnenaufgang heute morgen war der Affengeilste Kitsch, den ich je gesehen habe. Vor uns färbte die Sonne den ganzen Himmel in alle Farbtöne von Rosa bis Orange, das Eis auf dem Wasser war plötzlich Türkis und hinter uns ein doppelter Regenbogen, in dessen Mitte unser Kielwasser verlief. Whooooooo! Das konnte dann nur noch von den berüchtigten Toy-Pfannkuchen getoppt werden, der Ahornsirup floss in Strömen. Braucht man aber auch bei der Saukälte hier oben in der Arktis.
In den letzten beiden Tagen haben wir bei raumen Winden gut Nord gemacht, 185 und 193 sm, nicht schlecht. Jetzt stehen wir am Eingang des Roes Wellcom Sound und kreuzen vor dem Wind. Das Barometer ist im Keller, 990 mb, es regnet und ist mal wieder saukalt, Wind SW um die 22 kn. Noch ca. 180 sm bis Repulse Bay. Sonst ist an Bord alles ok.
Wir haben heute um 12.00 h UTC Churchill verlassen und sind auf dem Weg nach Repulse Bay. Der kanadische Rundfunk Winnipeg hat uns vorher noch live interviewed, ganz Manitoba ist informiert. Im Traders Table haben wir zum Abschied ein Caribou verspeist und gesungen. Endlich wieder auf See. Die Sonne scheint und es ist schön warm.
Der Getreidefrachter liegt wieder an der Pier, die Schlepper haben ihn mit steigendem Wasser frei bekommen. Er hatte tatsächlich auch eine Kollision mit dem Tanker, ehe er auf Grund lief. Die Kollision war wohl harmlos, aber die Grundberührung hat ihm ein Loch im Rumpf eingebracht. Jetzt kommt eine Kommision vom kanadischen Transport- Ministerium, die den Vorfall aufklären soll. Gleichzeitig muss ein Sachverständiger die Seetüchtigkeit des Frachters bestätigen, damit der weiterfahren kann. Unser Flug nach Norden war sehr schön und interessant, brachte leider aber auch die Erkenntnis, dass wir nicht um Southampton Island herum segeln können, da im Foxe Basin noch festes Eis die Durchfahrt versperrt. Uta, Christoph und Immo von der neuen Crew sind schon da. Eugen erwarten wir am Sonntag. Dienstag wollen wir mit der Tide den Churchill River verlassen und nach Norden segeln, unser Ziel, die Wager Bay, kaum vermessen, voll mit Walen, Bären, Karibus und sonstigen Viechern, Natur pur. Danach wird Repulse Bay jenseits des Polarkreises unser nördlichstes Ziel sein, ehe wir uns nach Osten auf den Weg aus der Hudsonbay heraus machen.
Seit gestern Abend liegen wir an einem Ponton, welches wiederum an der Hafenpier liegt. Als der Wind so gegen 02.00 h local time auf SE drehte war der Churchill River voll mit steilen kurzen Wellen und die mit Macht ablaufende Tide riss an unseren Leinen. Wir wurden wach und brachten noch zusätzliche Leinen aus, korrigierten die Fender und und krochen wieder in unsere warmen Schlafsaecke. Zwei Stunden später rissen uns laute Signale aus dem Schlaf, 5 kurze Töne: Weichen sie mir aus! Als wir ins Cockpit stürzen treibt hinter uns im Strom ein 30.000 to Getreidefrachter, dem die Leinen gebrochen sind. Eine Kollision mit dem dahinterliegenden Tanker, der u.a. Benzin löscht, scheint unmittelbar bevorzustehen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Besatzung der beiden Schlepper, die hier stationiert sind, an Bord waren und losdampfen konnten. Inzwischen liegt der Getreidefrachter mit Schlagseite offensichtlich auf Grund und die Schlepper warten auf Hochwasser. Wir stehenn seit 06.00 h local time auf standby, um notfalls sofort verholen zu können, falls unser Platz an der Pier gebraucht wird. Ruhige Tage in Churchill. Um 11.00 h wollen wir nach Repulse Bay fliegen, u.a. um Aufnahmen aus der Luft zu machen, ob das was wird?
Wochenende in Churchill - ein einziger Blues. Anstelle von 10 bis 15 Leuten unter der Woche, ist das Legion bummsvoll, weil einziger Ort, wo es nach 22 Uhr noch Alkohol gibt. Natürlich nur für Mitglieder. Wir zählen dazu. Freitag ist Karaoke-Time, singen tun aber nur die Frauen, Diana und Doreen, Zwillinge, sind die Stars der Damentruppe. Als anschliessend getanzt wird, tun das die Damen auch unter sich. Die Herren der Schöpfung spielen derweil Billard oder langweilen sich beim Bier. Am Samstag sind die Gäste im Schnitt etwas älter, aber das gleiche Schema, die Frauen amüsieren sich beim Tanz, die Männer beim Billard. This is the real Churchill weekend blues.
Der kurze Arktik-Sommer scheint zu ende zu sein, Nebel beherrscht wieder die Hudsonbay, es ist kalt. Einziger Trost, tausende von Mücken liegen an Deck, ersoffen im Nebeltau. Katrin und Herbert sind auf dem Weg nach Hause, die Reise wird rund 60 Stunden dauern, da sie mit dem Zug nach Winnipeg unterwegs sind. Aber die Strecke ist blockiert, ein Güterzug ist entgleist. So fliegen sie wenigstens einen Abschnitt der Strecke des Rubbertrain (wegen dem weichen Untergrund ist der Schienenstrang nicht fest genug, der Zug kann nur 30 km/h fahren und schaukelt fürchterlich). Peter folgt am Samstag direkt by Air. An diesem Wochenende beginnt die offizielle Schiffahrtssaison, ein Getreidefrachter, ein Tanker und ein Kreuzfahrer erreichen den Hafen. Wolfies Toy hat ihnen die Schau gestohlen und den Hafen bereits vor Tagen eröffnet.
Wir sind das erste Schiff, das Churchill in dieser Saison erreicht hat, es sind noch nicht einmal die Ansteuerungstonnen ausgelegt. Aber ein erfahrenes Team wie wir schafft es auch ohne. Ansonsten waren wir auch eine echte Überraschung, weil wir den Leuten von Nordreg durch die Lappen gegangen sind, die den ganzen Schiffsverkehr in den kanadischen Arktik-Gewäessern überwachen. Hier in Churchill sind bisher nur drei Jachten gewesen, 1985 ein gewisser Leslie Sike mit Aquastar und 1986 Thomas Watson jun., der soll der IBM Eigentümer sein. Entsprechend gross ist das Interesse an uns und unserer schönen und tapferen Jacht. Wir haben Peters Geburtstag und den erfolgreichen Abschluss der ersten Etappe der Arktik-Reise mit dem ersten Salat seit Wochen und ein paar Bierchen gefeiert, und wollen nun Churchill, die Welthauptstatdt der Eisbären und der Belugas erkunden. Belugas schwimmen hier in grossen Schulen in der Flussmündung, Eisbären haben wir bisher (zum Glück?) nicht gesichtet.
Wir haben soeben in Churchill an einem Schlepper festgemacht, um nicht die 4 m Tidenhub an der Pier mitmachen zu müssen. Es ist hier unglaublich heiss, Mittags haben wir draussen in der Hudsonbay noch gefroren, jetzt sitzen wir halb nackt bei 25 grad in der Sonne. Reiner Grossschifffahrtshafen, auf 800 m Pier nur zwei Leitern. Über 2800 Seemeilen haben wir in 25 Tagen gesegelt und dabei mit Churchill neun Häfen angelaufen. Diese kurze Information muss für heute reichen, wir sind landgeil und wollen so schnell wie möglich in den Ort, unsere Kehlen sind sehr trocken.
Nach zwei schönen Segeltagen mit leichten raumen Winden und strahlend blauem Himmel und wärmendem Sonnenschein sind wir in Coral Harbour. Wir haben die Tage genossen und die beiden Meeresforellen, die uns das Polizistenehepaar in Ivujivik zusammen mit einem Haufen Cariboufleisch geschenkt hatte, verspeist. Nicht zu frieren war ein ganz neues Erlebnis, kommt jetzt der Sommer in die Arktis? Unser Einlaufen hier war leider mit einer sauberen Grundberührung verbunden, die Bucht ist ausgesprochen unsauber, überall lauern kleine Untiefen. Coral Harbour ist ein alter Ort mit heute rund 700 Einwohnern, war früher eine Walfangstation (wie viele andere Orte in der Hudsonbay) und wurde 1604 erstmals von einem Europäer auf der Suche nach der Nordwestpassage betreten. Heute gibt es hier ein Krankenhaus, eine Polizeistation, eine Schule, zwei Supermärkte und natürlich eine Eishockeyhalle. Gegen wen spielt ihr denn eigentlich, von wo und vor allem wie kommen die Gegner hierher? Grosses Gelächter, wir spielen unter uns! Die Inuit leben von der Jagd, Schnitzerei und von der Unterstützung durch die Regierung. Nach einem Bummel durch die verstaubten Strassen und erneut Wärmendem Sonnenschein konnten Katrin und Herbert es nicht lassen, ein kurzes Bad in der Hudsonbay zu nehmen, es kam fast karibische Stimmung auf. Unser Abendessen bestand aus Caribou-Steak mit Erbsen und Möhren und Kartoffelbrei. Inzwischen sind wir schon auf dem Weg zu unserem endgültigen Ziel Churchill/Manitoba, das noch ca. 350 sm im Südwesten vor uns liegt.
Sind heute morgen hier eingelaufen, die Sonne kam rechtzeitig durch den Nebel, und es zeigte sich, dass unsere Suche per Radar nach der Einfahrt der Diggesstrait uns auf den richtigen Weg gewiesen hatte. Ivugivik Harbour ist ziemlich offen nach Norden, bei den herrschenden Ostwinden aber geschützt. Eine Crew von Einheimischen Inuit kam mit einem motorissierten 22-Feet-Kanu heraus und zeigte uns den besten Ankerplatz. Nachdem ich den Anker mit Motor richtig kräftig eingeruckt hatte, lagen wir gut und sicher, so glaubten wir. Nach einem guten Früehstück brachten uns die Inuit an Land, die Polizei besorgte uns im Co-Op Hotel Duschen, zeigte uns wo es einen Internetanschluss gibt ( schule) und wo der Supermarkt ist. Ivugivik zählt ca. 200 Seelen, alles ganz neue Häuser, eine Polizeistation, ein kleiner Flughafen, eine Halle zum Hockeyspielen, was hier natürlich Eishockey ist. Alles lebt von staatlicher Unterstützung, viel Arbeit gibts hier nicht. Peter und Katrin machten sich auf zur Schule um ins Internet zu schauen, Schorsch, Herbert und ich gingen ins Hotel zum duschen. Da nur ein männlicher Gast da war, benutzten wir die Damen- und die Herrendusche, ich wartete, dass eine frei wurde. Den Fernseher brachte ich nicht zum laufen, die herumliegenden zeitungen waren in französicher Sprache, ich langweilte mich und schaute hinaus aus dem Fenster über die Bucht zum Liegeplatz von Wolfies Toy. Der war leer und die Toy trieb mitten in der Bucht auf die felsige Leeküste zu. Im Hinausflitzen brüllte ich Herbert diese Nachricht in die Dusche, draussen fand ich einen Lkw-Fahrer, der sofort verstand um was es ging und mich zum Landungsplatz der Kanus brachte. Ich war kaum dort als schon Herbert als Beifahrer auf einem Motorbike angerauscht kam, zusammen mit drei Inuit sprangen wir ins Kanu und brausten los. Die Toy hatte inzwischen die ganze Bucht überquert und sich am eigenen Anker kurz vor den Rockies selber aufgestoppt. Herbert, ein Inuit und ich sprangen an Bord, der brave Bukh sprang sofort an und ich motorte mit voller Kraft samt Anker in tiefes Wasser. Zu dritt schafften wir es schliesslich den Anker hochzubringen und neu, tiefer in der Bucht auf weniger Wasser, auszubringen. Unsere Inuit-Helfer bekamen je ein Teamquix T-Shirt und freuten sich und Herbert und ich freuten uns wesentlich mehr, das diese saudumme Geschichte nochmal gut ausgegangen ist. Ohne die Schnelle und geistesgegenwaertige Hilfe der Inuit wäre es in die Hose bzw. auf die Rockies gegangen.
Die Sonne steht noch am Himmel. Seit 2 Tagen segeln wir mit achterlichen Winden durch die Hudsonstrait nach Nordwesten. Hier oben im Norden wird es nachts fast nicht mehr dunkel. mal sind wir auf der Baffin Island Seite, mal auf der Quebec Seite. Wir kreuzen vor dem Wind. Auf den ersten 100 sm trafen wir noch auf grosse Eisberge, aber im Westteil der Strasse ist es jetzt vollkommen Eisfrei. Aus der Hudsonbay kommen keine Eisberge, es gibt dort keine Gletscher. Das Eis, was wir antrafen hat sich auf dem Weg von der Davisstrait nach Süden durch in den Eingang der Hudsonstrait verirrt. Als wir einen der weissen Riesen passiert hatten, brachen hinter uns mit lautem Getöse grosse stücke von ihm ab. Heute hat der Wind bis auf 40 kn aufgefrischt, wir haben Platt vor dem Wind nur die Sturmfock oben und machen trotzdem zwischen 6 und 8 kn. Im Süden von uns, über Zentralkanada liegen 4 flache Tiefs, daher unser achterlicher Wind. Wir hatten die letzten 3 Tage viel Sonne, trotzdem kalt. Das Olivenöl in der Flasche muss vor Gebrauch angewärmt werden, es ist zu einer festen Masse erstarrt, soviel zu den temperaturen. Morgen wollen wir Ivujivik am Westausgang der Hudsonstrait anlaufen und dort 1 bis 2 Tage bleiben.
Zwei volle Tage sind wir im Nebel unterwegs gewesen, ohne jede Landsicht, Eisberge auch nur auf dem Radar, dann riss in der Gray Street, das ist die Nordspitze von Labrador, die Nebeldecke auf. Uns bot sich ein grossartiges Panorama dar, kahle Felsen, an manchen Stellen noch Schneefelder, Seehunde in der See und wir bretterten mit dem Strom durch die Enge, der GPS zeigte bis zu 14 kn. Mit der Sonne stieg auch die Stimmung und wir beschlossen Port Burwell an der Ostseite der Ugava Bay anzulaufen, um unsere Frischwasservorräte aufzufrischen. In Port Burwell war früher eine Inuitsiedlung, jetzt ist es eine leere, sehr schöne Bucht. Die Inuit leben im benachbarten Foxeharbour, wo sie eine Fischerei Co-Operative betreiben. Bei der Ansteuerung von Port Burwell erlebten wir ein blaues Wunder, unsere GPS-Positionen verliefen teilweise über Land, die neugekaufte Karte von 1950 ist vollkommen falsch! Zum Glück hatten wir gute Sicht und so fiel um 15.40 UTC unser Anker auf 20 m Tiefe direkt vor einem kleinen Wasserfall. Mit dem Beiboot holten wir alle leeren Kanister an Land und in kürzester Zeit waren wir voll mit klarstem Labradorwasser, das wird ein Tee werden!!! Nach einigen Fotos und Filmaufnahmen sind wir dann um 19.40 UTC wieder ausgelaufen. Wir sind jetzt in der Hudsonstreet, haben mit SE einen günstigen Wind, die Sonne scheint und die Bordroutine hat uns wieder eingeholt. die Steuerbordwache Herbert und Katrin steuern das Schiff, Peter und Schorsch machen Matratzendienst. Unser nächster Stop könnte Ivujivik am Westende der Hudsonstreet sein.
Wir haben Hopedale in den frühen Morgenstunden verlassen und uns durch die vor der Küste liegenden Treibeisfelder in das freie Wasser gemogelt. Auf dem Treibeis lagen Grössere Gruppen von Seehunden, die leider beim näherkommen ins Wasser verschwanden. Seitdem segeln wir bei einer schwachen Brise nach Norden, die Sonne scheint und zumindest tagsüber sind die Temperaturen ertäglich. Es wird viel gelesen und viel geschlafen. Das ganze Schiff ist saukalt, Wasseretemperatur 2 Grad. Dass die Butter hart ist, geht ja noch, aber eiskalte Marmelade, Bier das in der Dose bald gefriert, zähneputzen mit Eiswasser, das sind Begeleitumstände, an die man sich erst gewöhnen muss, ganz abgesehen von der eiskalten Klobrille. Von Norden kommen uns gelegentlich grössere Eisberge entgegen, aber kein Treibeis mehr. Da die Zeit langsam drängt werden wir wohl länger ohne Hafenstop sein, Churchill ruft
Heute morgen um 9.30 UTC sind wir hier angekommen. Haben ein Hotelzimmer, bzw. nur die Dusche gemietet und mal erst den Schmutz der südlichen Gefilde abgespült, um für den endgültigen Durchbruch nach Norden rein zu sein. Der halbe Ort steht wieder mal an der Pier und das Schiff war voll mit Kindern. Erst standen nur 4 an der Pier, als wir die eingeladen haben, waren es auf einmal so an die 20. Die Crew macht klar Schiff und ich will die Gelegenheit nutzen, meine Crew mal vorzustellen:
Herbert Weingärtner (51) mein Co-Skipper bei vielen Zweimann-Regatten rund um England, über den Atlantik und durch den Pazifik von 40 Grad Süd bis 40 Grad Nord, hat mitgeholfen Wolfies Toy zu bauen und war und ist für die gesamte Elektrik an Bord verantwortlich. Segelt seit ca. 30 Jahren, Trans-Ocean Mitglied, seine Hobbies: Drachenfliegen und Squash.
Katrin Schlensker (27), Trans-Ocean Mitglied, segelt seit sie das Licht dieser Welt erblickt hat, Nordsee, Mittelmeer, Atlantik, Karibik, Klasse-Rudergängerin, die Arktik-Reise war ein Muss: -die Gelegenheit bekommt man nur einmal-. Ihre Hobbies: Reiten, Musik und Lesen.
Peter Matt (47) segelt seit ca. 12 Jahren, alles von der Ostsee bis zur Südsee, träumt von einer Atlantiküberquerung und steht seinen Mann als Wachführer auf unserer Arktik-Tour und hat uns aus manchem Computerproblem herausgeholt. Seine Hobbies: Musik, er spielt E-Bassgitarre.
Georg (Schorsch) Petzoldt (61), segelt seit 30 Jahren, Mittelmeer und Atlantik, von der Jolle bis zum BOC-Racer, war schon von Cuxhaven bis Gran Canaria an Bord. Vor 50 Jahren haben wir beide dem gleichen Indianerstamm in Düsseldorf angehört. Sein grosses Hobby ist der Marathonlauf u.a. Berlin, Hamburg und London, insgesamt 14 bisher.
Über mich brauch ich nichts zu schreiben, das steht an anderer Stelle dieser Internetseite !
Nachdem wir einen schweren Sturm mit Böen bis zu 50 kn gut überstanden und dabei auch noch jede Menge Nord gemacht haben sind wir hier auf 55.30 N auf ein grosses Treibeisfeld gestossen. Wir haben es unter Motor vorsichtig durchfahren. rund um uns herum sind grosse Eisberge zu sehen. Wir haben noch knapp 50 sm bis Hopedale, aber leider nach Luv. Heute haben wir endlich Udos Saubohnen (dicke bohnen) aus Rendsburg verputzt, sozusagen Transatlantikbohnen. Mit Kartoffelbrei und Schinken, Katrin hatte Probleme, Bohnen scheint sie nicht zu lieben, aber der Rest der Crew hat tüchtig zugeschlagen. Wir freuen uns alle auf einen Hafentag und ein Frühstück mit Pfannkuchen und Ahornsirup!
Die Strait of Belle Isle hat uns endlich aus ihren Gegenwindklauen entlassen, wir rauschen mit Südost auf der Vorderseite eines Tiefs mit bis zu 10 kn nach Norden, die Küste von Labrador hinauf (oder hinunter, so sagen es die Newfies= Neufundländer). Es ist weiterhin kalt und grau, keine Sonne, aber auch keine Eisberge mehr. Die Strait of Belle Isle könnte man auch die Strasse der Eisberge nennen. An den beiden Ufern waren jede Menge in Untiefen gestrandet und schmelzen nun so vor sich hin. Aber es waren auch noch ganz schöne Brummer unterwegs auf Trift. Wir wollen auf dem Weg zur Hudsonstrait als nächstes Hopendale anlaufen und dort einen warmen Schlafsacktag mit Blumentopfheizung verbringen, vielleicht gibts dort ja auch eine Aufwärm-Kneipe, die abends offen hat. In Red Bay war das leider nicht der Fall. Oder gar eine heisse Dusche? Katrin träumt von einer Sauna, wäre auch nicht schlecht. In den nächsten Tagen stelle ich mal die Mannschaft vor, die hier auf Wolfies Toy beinhart nach Norden segelt.
Wieder ein harter Schlag nach Norden, Wind genau auf die Nase, eiskalt und nass. In Böen bis 40 kn, meistens so um die 30 kn. Mit dem Strom gegenan Kreuzschläge, die an alte Rahseglerzeiten erinnern. Einen ganzen Tag quälten wir uns so nach Norden, dann endlich ein raumen des Windes und ein Anliegerkurs, aber dann auch wieder Flaute. Kurz vor Pointe Armour sahen wir die ersten Eisberge, im Laufe der Nacht waren es 8 Stück, alle ziemlich klein aber nicht ungefährlich für die Seefahrt. Im ersten Licht des Tages fuhren wir in Red Bay ein, eine malerische kleine Bucht mit einem kleinen Ort, typischer nordischer Fischerdorf-Stil. Im Laufe des Tages kamen noch 4 andere Yachten, jetzt herrscht hier Überfüllung, kaum noch Platz für das Coastguardschiff! Hier haben bereits vor über 400 Jahren Basken industriell Walfang betrieben, teilweise haben hier bis zu 800 Menschen gearbeitet. In einem schönen Museum sind Ausgrabungsfunde und aus der Bucht geborgene Wrackteile zu besichtigen, sehr interessant. Ebenso wie die Knochen einer Ratte, gefunden in einer Schilfmatte in dem Wrack, also nicht jede miese Ratte kommt rechtzeitig von einem sinkenden Schiff, ist doch tröstlich, glatt eine Lebenshilfe. Wir haben heute unsere Heizung in Betrieb genommen, ein grosser Blumentopf über der Herdflamme, wärmt echt gut, aber der Boden bleibt saukalt. Mücken gibts hier unzählige, wen wollen die alle stechen? Wovon leben die ? Es gibt doch kaum Lebewesen hier, zudem fliegen sie so langsam, dass man sie in der Luft abklatschen kann. Fünf auf einen Streich ist unser Rekord. ich flüchte jetzt vor den Mücken in die nächste und einzige Kneipe und freue mich schon jetzt auf den warmen Schlafsack !
Nach dem Starkwind auf dem Weg von Breton-Island nach hier kam zuletzt die obligatorische Flaute. Unter Motor sind wir den langen Weg durch die Bay of Islands und den Humber-Arm hier her nach Corner Brook gefahren. Wunderschöne Landschaft, auf den Bergen Neufundlands teilwesie noch Schneereste. Corner Brook selber eine Enttäuschung, die Stadt ohne richtiges Zentrum, reiner Industriehafen, kein Platz für Yachten. Ein kleiner Yachthafen hatte nicht genügend Wasser für uns, also sind wir an einer stinkenden Fischfabrikpier gelandet. Als wir vom Einkauf zurückkamen, schwamm Wolfies Toy in einer Lake von Fischabfällen, das keiner kotzen musste, war ein Wunder. Ein junger Mann kam und meinte wir sollten doch in den Yachthafen verschwinden. Zu wenig Wasser, war unsere Antwort. Doch das geht, jetzt ist Hochwasser, da kommt ihr rein. Er lotste uns den kurzen Weg und übernahm nicht nur das Ruder, sondern das Kommando übers ganze Schiff. Das ging soweit, dass er uns auch vorschrieb, wie wir unsere Heringe zubereiten sollten, als wir tatsächlich sicher im Yachthafen des Bay of Island Yachtclub fest waren, mit nur 30 cm Wasser unterm Kiel in der Einfahrt. Also, das Heringrezept: Heringe salzen, in Balsamico-Essig etwas ziehen lassen, mit Senf und Olivenöl einstreichen und die Filets in einer Pfanne schichten, etwas Pfeffer, Rosmarin und vorgebräunte Zwiebeln oben drauf, dann ab in den Ofen. Das Ergebnis war tatsächlich ff, nur nach dem Gestank der Fischfabrik kam bei uns der richtige Appetit nicht auf.
Wir sind aus den stillen Gewässern der Bras d Or Lakes über die Cabotstreet auf dem Weg nach Corner Brook in Neufundland in Starkwind aus Nord geraten, genau von dort, wo wir hin wollen. Warum muss das immer so sein? Also werden wir wohl eine weitere Nacht in der saukalten Strait of Belle Isle verbringen müssen. Auf den Berggipfeln in Neufundland sehen wir noch Schnee. Aber wozu gibt es warme Schlafsäcke? John Cabot, der diese Gewässer 1496 im Auftrag der englkischen Krone befuhr (er suchte den Weg nach Asien über eine westliche Route) und nach dem die Wasserstrasse zwischen Neuschottland und Neufundland benannte wurde, wird wohl mehr gefroren haben als wir. Wenn ich mir vorstelle, was die Kameraden für lahme Schiffe und bescheidenen Ausrüstung hatten, unglaublich, was die damals geleistet haben.
Der Nebel hat sich verzogen und pünktlich zum Sonntag kam die Sonne heraus. So wurde die Fahrt über die landschaftlich reizvollen Bras d´Or Lakes zu einem Erlebnis. Mit achterlichen Winden ein echter Genusstörn. Dicht bewaldete Ufer und Inseln und eine nur spärliche Bebauung machen den Reiz der Landschaft aus. Wir haben Fischreiher und eine Hirschkuh am Ufer gesehen. In Baddeck liegen wir wieder an einem Steg, der ganze Ort steht an der Pier und bewundert das schöne Schiff. Ich war schon einmal vor 21 Jahren hier, damals war Baddeck noch eine trockene Stadt. Jetzt sitzen die Segler im Yachtclub auf der Terasse und saufen in aller Öffentlichkeit Bier, welch ein Abstieg in die Verderbtheit!
Nach gut 26 Stunden für die 158 sm bis hierher liegen wir am Steg der Marina in St. Peters. Die ersten 9 Stunden sind wir motort, aber dann hatten wir einen schönen Wind, allerdings auch dichten Nebel. Die Einfahrt zum St. Peters Kanal, der den Weg auf die Bras d`Or Lakes freimacht, war nur dank Radar und Schleichfahrt möglich, einen Teil der Tonnen haben wir nur auf dem Radar gesehen.
Die gepackte Rettungsinsel kommt um 14 Uhr, um 18.15 laufen wir aus, Ziel St. Peters auf Breton Island. Drei Wochen war ich in Halifax, mal abgesehen von den Problemen mit der Rettungsinsel und dem Laptop war es eine sehr schöne Zeit. Nicht nur die grossartige Gastfreundschaft beim RNSYS, sondern auch die schönen Kneipen und Restaurants in Downtown und die Musikscene hatten es mir angetan. Jeden Mittwoch treffen sich nach den Mittwochabend-Races die Segler von Halifax, Dartmouth und Bedford im Lower Deck bei Irish Folk und Bier, ich war fast jeden Tag dort, nicht ohne die Speisekarte des Upper Deck abzuhaken, Muscheln, Austern, Fisch und nochmal Fisch, herrlich! Oder der Montags-Jazz im Economic Shoe Shop (welch ein Name für ein Kneipe!). Nicht wenige Freunde beim RNSYS glauben sowieso, dass das mit der Rettungsinsel nur ein Trick war, um länger in Halifax zu bleiben. Der Abschied tat weh, aber das kennt jeder Segler, es treibt uns immer weiter zu neuen Ufern. Wir sind jetzt endlich auf dem Weg zur Hudsonbay, was mag uns erwarten?
Carsten (unser Webmaster) hat die Füllanweisung für die Pressluftflasche der Rettungsinsel gefaxt. Bei deren Studium komme ich zur Überzeugung, dass die Serviceleute die Flasche durch die falsche Öffung füllen wollten. Als ich ihnen die Anweisung auf den Tisch lege, werden sie blass, dann ungläubiges Staunen, schliesslich emsige Aktivität. Es geht doch, kaum zu glauben. Der erste Versuch scheitert noch, doch dann findet jemand den richtigen Adapter, es klappt.
Die Rettungsinsel ist beim Service, Schorsch hat die erforderlichen Ersatzteile aus Deutschland mitgebracht. Der Laptop, der über ORBCom unsere Verbindung zur Heimat ist, hat den Geist aufgegeben. Dank der grossartigen Ingenieurskunst von IBM, die den Ladestromstecker nur an zwei mini Plastikbölzchen und vier Lötstellen verankert haben, bekommt der Laptop keine Energie. Die Lötstellen sind hin. Wer nun denkt, die Reparatur einer solchen Lapalie sei eine Kleinigkeit, sieht sich getäuscht. Ein neues Motherboard muss her, plus Arbeit, insgesamt so 1000 Märker, also mehr als der ganze Schrott wert ist. Schliesslich lebt man ja vom Verkauf neuer Modelle, wo käme man denn hin, wenn die ewig hielten ?
Wir sind hier heute in aller Frühe angekommen. Nach dem Unfall mit der Rettungsinsel war der letzte Teil der Reise ohne Probleme, der Wind kam aus der richtigen Richtung mit genug Kraft, um uns in den letzten 12 Stunden 116 sm zu bescheren. Es hat Spass gemacht, so nach Halifax hineinzurauschen. Da es Downtown an der Wasserfront zwar Liegeplätze, aber keine Duschen und Toiletten gibt, sind wir in den Nordwestarm zum Royal Nova Scotia Yacht Squadron gesegelt, wo wir auf einen äusserst gastfreundlichen Club trafen. Der RNSYS ist der älteste Yachtclub in Nordamerika und hat das seltene Recht sich nicht nur " käniglich", sondern auch Yacht Squadron zu nennen. Die Lage ist einmalig schön, die ganze Clubanlage auch. Als Gäste konnten wir die gesamte Anlage nutzen und dank unserem doch etwas spektakulärem Schiff schlossen wir schnell Bekanntschaften mit den Clubmitgliedern.
Noch 180 sm bis Halifax. Wir sind aus dem Golfstrom raus und das Wetter hat sich gebessert. Bei leichten Winden und Sonnenschein können wir Halifax direkt anliegen. Dank des guten Einsatzes unseres Shoreteams ist die Anlieferung aller notwendgier Ersatzteile für die Rettunginsel bereits organisiert. Unsere Verbindung zur Heimat, ORBMail, hat sich dabei einmal mehr bewährt. Einen Dank an alle Beteiligten von der gesamten Crew! Nach der Pleite mit DHL in Gran Canaria verzichten wir auf alle Kurierdienste, die nach Halifax einfliegende Nachfolgecrew bringt die Teile mit. Allen Freunden ein schönes Pfingsten!
Immer noch grobe See und Starkwind, rauhes Segeln im Golfstrom. In dem Herumgebolze hat die Rettungsinsel in der Nacht aus der Box am heck einen Weg in die offene See gefunden, da die als Verschluss dienende Badeleiter nicht richtig befestigt war. Die Insel hat sich sofort aufgeblasen. Nachdem wir alle Segel geborgen hatten gelang es uns mit vereinten Kräften der ganzen crew das Ding wieder an Bord zu bekommen. Hhauptproblem war die Luft herauszubekommen, das WIE steht in keiner Gebrauchsanweisung. Ohne Segel tanzte das Schiff wild in der See, was das Bergen noch erschwerte. Haben beschlossen direkt nach Halifax zu segeln, da nur dort schnell ein Service für die Rettungsinsel zu bekommen ist und die einfliegende neue Crew die Erstazteile mitbringen kann (eine Hälfte des Containers fehlt).
Bei fallendem Barometer nahm der SW von Stunde zu Stunde zu, als er bei über 30 kn angekommen war, hatten wir nur noch das zweifach gereffte Gross oben und liefen trotzdem über 10 kn. Eine grobe See reinigte das Deck und machte das Leben an Bord schwierig, trotzdem gabs Hühnchenschenkel in Paprika und Olivenöl gedünstet und Kartoffelbrei. Wie man sieht, uns gehts gut. Jetzt laufen wir hoch am Wind mit 7 kn , zwei Reff im Gross und die Genua III und haben noch etwas über 400 sm bis Newport.
Nach 6 Tagen und 30 Minuten für die 830 sm liegen wir in St. Georges /Bermuda vor Anker. Zuletzt ist der Wind immer mehr eingeschlafen und wir mussten den Bukh-Wind einschalten, aber dann kam der richtige Wind nochmal zurück und verhalf uns zu einem guten Schlussspurt. Als ich vor 15 Jahren hier war, lagen hier keine 10 Jachten, heute sind es über 100! Das Dollarausgeben geht weiter, auch Bermuda ist inzwischen stinkteuer, im Supermarkt hats uns fast umgehauen. Als dann auch noch an einem Tag gleichzeitig zwei Kreuzfahrtschiffe mit vollfetten Amis ankamen (so fett, dass die Beine das Gewicht nicht mehr tragen und sich zu einem X verformen) sind wir nach etwas mehr als 24 Stunden fluchtartig wieder in See gestochen, nicht ohne Wolfie`s Toy eine gute Portion Diesel einzuschenken. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Newport, noch gute 600 sm, ganz wenig Wind, der Bukh marschiert. Hier an Bord wird es Abend, die Crew schreit nach Fütterung!
Wir haben mit guenstigen Winden fast den halben Weg nach Bermuda bereits hinter uns. Die Stimmung an Bord ist so gut wie das Essen. Die Crew hat gut eingekauft und der Skipper freut sich wiedermal für ein gutes Team zu kochen. Ausserdem bin ich richtig froh, die Karibik hinter mir zu lassen. Die Zeit ist mir sehr lang geworden, ich hab die Sonne nicht mehr ertragen können und die Art und Weise wie einem hier das Geld aus der Tasche gezogen wird geht mir auf den Keks. Nach der Reinigung des Unterwasserschiffes läuft die Toy auch wieder richtigen Speed, bei den leichten Winden erreichen wir bis zu 9 kn. Langsam wird es etwas kühler, besonders in der Nacht. Da kann man mal wieder schlafen ohne zu schwitzen!
Als die Crew für den Törn nach Halifax da war, sind wir nach den notwendigen Einkäufen sofort aus Road Harbour weg und mit ein paar Kreuzschlägen zum Eingewöhnen hier in die schöne Lagune von Virgin Gorda gesegelt. Ausführlich geschwommen und uns beschnüffelt und als sympathisch befunden.
Nach einem Ankermanöver bei dem der halbe Hafen mit hochkam hab ich draussen auf See mal erst rein schiff gemacht, mein Gott was für eine Schweinerei. Antigua ist ein Dreckloch, so verschlammt waren Anker und Kette noch nie. die Überfahrt nach St. Kitts verlief problemlos, dafür machte die Ansteuerung von Port Zante einige. die Marina ist immer noch zu grossen teilen zerstört (Lenny 1999) und wesentliche Ansteuerungsmerkmale fehlten. Dazu steht in der Marina ein ekelhafter Schwell, selbst wenn draussen ruhige See ist. So schlecht hab ich in einer Marina noch nie gelegen und das für 30 US $ je Tag! Das Wasser ist allerdings hervorragend, ganz ohne Chlor und sehr schmackhaft. Basseterre war eine hübsche kleine Stadt mit alter Bausubstanz, vor allem der Circus, ein Platz a la Picadillycircus in London. Freundliche Menschen und preiswertes Bier (EC 3.- !!). St. Kitts sieht vor allem vom Wasser her schön aus, die berghänge bis weit hinauf kultiviert (Zuckerrrohr), bevor der Regenwald anfängt.
Ein herrlicher Segeltag ehe ich in Gustavia ankam. Der Hafen könnte auch irgendwo am Mittelmeer liegen. Schöne, gepflegte Stadt mit erstklassigen Läden, Schmuck, Uhren, Kleidung. Da zu Frankreich gehoerend - gutes Essen und erträgliche Preise. Einen netten Abend mit einer amerikanischen Chartercrew aus Bolder/Colorado verbracht, wir hatten viel Spass.
Die Antigua Race Week 2001 ist vorbei hier ist wieder eine unglaubliche Ruhe und Stille eingekehrt, alle Kneipen zu, kaum noch Segler da, nur leere Charterschiffe. Für mich und mein Toy war die Race Week eine einzige Entäuschung, das Schiff kam mit seinem flachen Unterwasserschiff in der kabbeligen See rund um Antigua am Wind einfach nicht ins Laufen, patschte sich ständig fest, hatte dadurch eine hohe Abdrifft und lief keine Höhe (zu kleine Vorsegel?). Aber auch raumschots und vor dem Wind fehlte der sonst übliche Speed. Mit einem für ein Rennen um die Welt gebautem Raumschotsrenner gegen top Regattajachten der internationalen Scene (nur Kevlar und Kohlesegel) bei Regatten mit viel Kreuzkursen anzutreten war wohl doch etwas vermessen. Einem zweiten Open 50 gings auch nicht viel besser. Das hätte ich mir und meinem Schiff nicht antuen dürfen. Auf der anderen Seite war es natürlich trotzdem ein Erlebnis, Jachten wie Marie Cha III, Leopard, Morning Glory und Sagamore in Aktion zu sehen und der ganze Rummel drumherum, die Strandparty in Falmouth und in der Dicksonbay, der Rummel in English Harbour.
Die nächtliche Überfahrt von den Saintes nach hier verlief problemlos. Nach 24 Jahren bin ich wieder dort, wo ich 1977 mit meinem kleinen waarwolf meine erste Transatlantik-Regatta beendet habe. Es hat sich kaum etwas verändert, alles sehr gepflegt und in Schuss gehalten. Die alten Gebäude , das Admirals Inn usw. Nur liegen jetzt wesentlich mehr Jachten hier. Im benachbarten Falmouth (5 Minuten zu Fuss) findet gerade die Antigua Classic 2001 statt. Alles was man sich an schönen alten Yachten vorstellen kann, hat sich dort versammelt. Die J-Klassse Yachten Velsheda und Endeavour sind natülich die eyecatcher, aber man könnte Stunden auf den Stegen verbringen um all die anderen Yachten zu bestaunen. An einem benachbarten Steg liegen moderne Maxiyachten, wie nackt und seelenlos wirken die doch gegen die klassischen Schönheiten! Ich hatte Gelegeheit zwei Wettfahrten auf dem deutschen Schooner Celeste (Thede Doerscher, TO) mitzusegeln. An der Kreuz in einer der Wettfahrten rauschte Velsheda nur weinige Meter vor uns durch, mein Gott war das ein Anblick!
Von Mayreau aus bin ich im Windschatten der Inseln nach Norden, einhand und nonstop nach Guadeloupe. Sonnenuntergang vor St. Lucia, Sonnenaufgang bei Domenica. Etwas ueber 200 sm, aber die hatten es in sich. Am Wind, meistens so um die 25 kn, in den offenen Passagen zwischen den Inseln immer satt über 30 kn, dazu ein ganz gewaltiger Seegang vom Atlantik her. Das muss wohl die Düsenwirkung zwischen den Inseln sein, ich bin mir jedenfalls vorgekommen wie in einer Einhandregatta auf dem Nordatlantik Ost nach West. Die Schläge waren teilweise so hart, dass ich ans Abfallen und Aufgeben von Höhe gedacht habe, zum Glück aber nur gedacht, so war die erste Wende erst kurz vor Pointe A`Pitre fällig, im Angesicht des Hafens drehte der Wind nochmal zu meinen Ungunsten und wurde natürlich auch noch weniger. Liege hier in der Marina Bas du Fort. Direkt neben mir die alte Telecom Italia von Giovanni Soldini, die jetzt unter dem Namen RFO einem Einheimischen gehört. Da fühlt sich mein Toy wohl, die beiden Jachten werden sich wohl allerhand zu erzählen haben. Es liegt noch eine Open 60 hier (ex Schiff von Gautier?) und auch ein Minitransatschiff(chen), also fählt sich auch der Skipper wohl und geniesst ein kühles Bier in der Bar La Route du Rhum, wo alle französichen Einhandgrössen an der Wand hängen und die Tradition dieser Einhandregatta gepflegt wird. Gute Restaurants mit französicher Küche gibt es jede Menge, die Ankunft hier habe ich mit einem riesen Berg Moules Frites begangen.
Nur 18 sm weiter im Norden liegt Wolfies Toy jetzt hier in Mayreau. Wieder ein schöner Sandstrand, das Dorf liegt am Hang mit einem traumhaften Blick über die Karibik, vor allem auf die Nordseite von Union Island. Dennis Hideaway, eine Bar und Restaurant, ist ein MUSS, das Essen hervorragend (wie auch die Preise), die Drinks Klasse. Und der Ausblick, der ist das Geld wirklich wert. Die Einheimischen lassen ihr schönes Eiland leider im Müll verkommen, überall liegen Mengen von Unrat herum, wenn mans nicht gesehen hat, kann man es nicht glauben. Vielleicht gehen sie mal in die Geschichte der Menschheit ein, als die ersten, die im Müll ersoffen sind. Mayreau gehört zu St. Vincent und Grenadines, ich hätte in Union Island einklarieren und irgendwo wieder ausklarieren müssen. Da ich aber von hier non stop wieder nach Norden zu den französichen Inseln will, bin ich illegal hier. Also nix wie weg!
Von St. Georges bin ich die 36 sm gegen den Wind entlang der Küste von Grenada mit Motor gefahren, die Karibik macht faul. Der Liegeplatz hier in Hillsborough auf Carriacou ist zwar etwas unruhig, aber man wird schön in den Schlaf gerollt. Abends ist man fast alleine, tagsüber kommen jede Menge Yachten zum Einklarieren. Teilweise atemberaubende Ankermanöver der Charterskipper, das ist besser als das Fernsehprogramm zu Hause. Hillsborough ist ein kleines Dorf direkt am Strand, man sieht noch überall wie Lenny hier gewütet hat, teilweise ist die ganze Uferstrasse weg. Die Menschen sind sehr zurückhaltend, aber höflich, es gibt ein paar kleine Restaurants und Bars, alles sehr einfach, aber preiswert. Das klare Wasser hab ich endlich mal wieder zum schwimmen benutzen können und bei der Gelegenheit auch das Unterwasserschiff etwas gesäubert. Die drei Monate in Marin haben Spuren hinterlassen!
Wolfies Toy hat nach fast 3 Monaten in Martinique die Leinen losgeworfen um weiter die Karibik zu erkunden. Einhand ging es in 24 Stunden nach Süden, die 160 sm nach St.Georges auf Grenada. St. Georges ist mit den Buchten Carenage und der Lagune ein richtiger Piraten-Schlupfwinkel. Für Yachten kommt nur die Lagune in Frage, ein sicherer Liegeplatz, wenns auch manchmal ganz schön windig ist, aber das verjagt die Mücken. Über der Lagune im Süden das zerstörte Hotel Butler House, in dem Premierminister Maurice Bishop und sein sozialistisches, Castro nahes Parlament ihr Hauptquartier hatten, bevor sie bei einem Umsturz durch Bernard Coard mit dem halben Kabinet exekutiert wurden. Coard selbst und seine Clique sitzen jetzt gegenüber hoch über der Lagune im Fort Frederik im Knast, dank des Eingreifens der Amerikaner. Man erinnert sich, 1979? Ja so lange ist das schon wieder her! Der Knast hat eine wunderbare Aussicht, ist das für die Einsitzenden nun eine Erleichterung, oder eine Verschärfung? An der Lagune liegt auch der Grenada Yacht Club mit einer preiswerten Gastronomie. Wenn auch die Uferstrasse rund um die Lagune ziemlich befahren ist und das Wasser der Lagune keine Schwimm-Qualität hat, es ist ein schöner, interessanter Liegeplatz mit Neuzeitgeschichts-Hintergrund. St. Georges ist eine lebhafte Hafenstadt, ein bischen heruntergekommen, aber durchaus mit Charme.
Hallo Freunde unserer Internet-Seite, lange habt Ihr auf Neuigkeiten von Wolfie´s Toy warten müssen, aber jetzt geht´s weiter.
In der Zeit vom 23.12.00 bis 6.1.01 war auf Wolfie´s Toy Weihnachtsurlaub mit Familie und Freunden angesagt. Endlich durfte auch der Webmaster seinem Traum vom Segeln unter strahlender Sonne und auf türkis-blauer See verwirklichen. Von der Rodney Bay Marina auf St. Lucia trieb uns der Wind zunächst auf einen Ankerplatz im Schatten der Pitons, ehe wir über St. Vincent nach Bequia weitersegelten. Das im Reiseführer als besonders sehenswert angepriesene Waalmuseum
entpuppte sich als eine One-Room und One-Man-Show, die erst auf den zweiten Blick ihren zweifellos vorhandenen Charme zeigte. Wir konnten es nicht lassen, auf unserem
weiteren Weg nach Süden auch das Millionärseiland Mustique zu besuchen, hielten uns dort aber bei Preisen von z. B. EC$ 80,- (ca. 65,- DM)- hey man, you are a millionaire and I´m a poor man - für eine Wasssermelone nur eine Nacht auf. Den wahren Sprung ins neue Jahrtausend verbrachten wir bei Lambi´s auf Union Island mit Lobster und eingeschmuggeltem Champagner. Über 20 Uralt-Raketen mussten um Mitternacht dran glauben. Von wegen Verfall-Datum, 10 Jahre alt und kein Ausfall!!! Auf dem Rückweg nach Norden lagen wir noch in Wallilabu/St. Vincent, der Bucht mit den penetrantesten Kleinhändlern und in der Marigot-Bay/St. Lucia. Leider endete der Traum vom Segeln unter ewiger Sonne viel zu schnell. Bei der Ankunft in Deutschland konnten wir endlich wieder die eisige Kälte und den verspäteten Weihnachtsschnee geniessen. Wolfie´s Toy liegt derzeit in Martinique. Skipper Wolfgang ist momentan in Deutschland - wie er es nennt, auf Heimaturlaub. Wenns Anfang März weitergeht hört Ihr wieder mehr. Übrigens - bis hinauf in die Hudsonbay sind noch einzelne Kojen frei (s. Kojencharter)!!!
Wir sind die knapp 20 sm von Rodney Bay nach Süden gesegelt und liegen hier zu Füssen der Pitons an einem Palmenstrand vor einer Mooringtonne mit Heckleine zum Land. Wolfies Toy schaukelt so vor sich hin, im Hintergrund hört man das Rauschen der Brandung, die aber auf der Ostseite harmlos ist. In der Rodney Bay Marina war zuletzt einfach zu viel Trubel, kein Wunder, wenn 2500 mehr oder weniger stolze Atlantikbezwinger auf einem Haufen anzutreffen sind. Hier liegen nur eine Handvoll Jachten und es ist himmlisch ruhig. Ein Teil der Crew ist unterwegs, um den Petit Piton (743 m ü. Meereshöhe) zu bezwingen. Die beiden Pitons, Erhebungen a la Zuckerhut, sind das Wahrzeichen von St. Lucia.
Nach genau 16 Tagen, 5 Stunden und 13 Minuten sind wir als 23. Schiff über die Ziellinie, das war natürlich nicht das, was wir uns erwartet haben. Allerdings sind eine Reihe Fahrtenjachten mit Motorstunden vor uns, das übelste Beispiel der Motorsegler Kismar (7. Platz) der nach 14 Tagen 05 Stunden und 19 Minuten ankam, aber 339 Motorstunden auf dem Kerbholz hatte. Die Jungs sind mit glühendem Auspuff hier angekommen. Was das mit Segeln zu tun hat, muss mir mal einer erklären.Insgesamt 7 vor uns liegende Jachten haben den Motor benutzt. Der Verlust des Spibaumes und die damit nicht mehr vorhandene Möglichkeit ein Segel auszubaumen hat uns bei den vorwiegend achterlichen Winden Tage gekostet. Wir mussten vor dem Wind kreuzen, anstatt der direkten 2700 sm sind wir schliesslich 3200 gesegelt, immerhin mit einem Schnitt von 8.26 kn. Neun Etmale lagen über 200 sm, das beste davon 243 sm. Die Crew, reine Amateure, drei von Ihnen ohne jede Hochsee-Segelerfahrung, hat sich wacker geschlagen und viel dazugelernt, aber war mit dem Sportgerät Wolfies Toy auch manchmal überfordert. Natürlich war das Schiff mit 7 Personen, ihrer Ausrüstung, Proviant und Wasser auch überladen. Wolfies Toy ist eigentlich ein Einhandracer, unter Berücksichtigung all dieser Fakten sind die 16 Tage garnicht so schlecht und die Crew kann auf ihre Leistung stolz sein. Hier noch die drei schnellsten deutschen Schiffe, alle ohne Motorbenutzung:
12. Julie Marie ( Solaris 70 ), Bernd Kortüm, NRV, 14 Tage 21 Stunden 26 Minuten
23. Wolfies Toy ( Nissen BOC 50 ) Wolfgang Quix, Trans Ocean, 16 Tage 5 Stunden, 13 Minuten
38. Albatros ( Swan 61 ) Manfred Kerstan, Trans Ocean, 16 Tage,20 Stunden, 5 Minuten
Wir erholen uns jetzt mal erst und geniessen die Karibik.
Rodney Bay Marina, um 17:53:06 h UTC über die Ziellinie, eingeschleppt, festgemacht, Welcomedrinks, Finishsekt, Einwanderungsbehörde, ARC -Offizielle, Freunde versteht bitte - mehr kommt morgen. Dank an Alle, die mit uns gefiebert und gehofft haben, die in Gedanken immer bei uns waren. Wolfgang für das Team Quix
Position 14.08 N 60.12 W; letztes Etmal 209 sm, 40 sm vor uns liegt St. Lucia, die Sektflasche kühlt schon unter einer nassen Socke. Ansonsten leere Vorratskisten, noch 3 Bier, kein Softdrink mehr, schon lange kein Obst, Müsli geht zu Ende, nur noch ungenießbare Konserven wie z.B. spanische Frankfurter. Hab versucht die der Crew als Wiener zu verkaufen, sind mir aber auf die Schliche gekommen. Für den Notfall gibts noch Udos dicke Bohnen und Kartoffelbrei, na also! Und wieder keine Fliegenden Fische zum Frühstück. Ein einziger in geniessbarer Grösse in 15 Tagen. Atlantik, was ist aus Dir geworden? St. Lucia tauch endlich am Horizont auf, wir sehnen uns nach Dir!
Position 15.10.3 N 57.04.4 W; in 4 Stunden werden wir - hoffentlich!!! - die letzte Halse fahren und dann die letzten 200 sm bis St. Lucia in Angriff nehmen. Der Wind hat nochmals zu unseren Ungunsten gedreht, wir müssen weiterhin vor dem Wind kreuzen. Das Etmal der letzten 24 Stunden lag bei 217 sm, die Crew fängt an, vom Essen an Land zu reden, ein schlechtes Zeichen! Aber alle sind voll konzentriert bei der Sache und freuen sich auf die Windward Islands.
Position 13.36 N 53.46 W, Kurs 290° St. Lucia Nordspitze, noch 400 sm. Nach einem Etmal von 236 sm haben wir mal wieder eine Q-Wende gefahren und sind auf fast direktem Kurs zur Nordspitze von St. Lucia. Nach wie vor große Hitze, diesmal kein Weißer Hai, nur eine kaputte Brennerdüse am Herd und eine verstopfte Toilette, beides haben Christian und der Skipper wieder in Ordnung gebracht. Nach der Toilettenreinigung (irgendjemand hatte seine Arschbacken mit 7.46 m Papier verwöhnt) war eine ausführliche Dusche angesagt. Es gab noch eine Dusche, die Morgenwache fing bei einem Ausreffmanöver einen solchen Brecher ein, dass nicht nur die drei auf Wache klatschnass wurden, offene Luken liessen auch die restliche Crew an dem Vergnügen teilhaben. Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön................... Heute werden wir wohl noch bei Kaffeee und Kuchen singen: Advent, Advent, ein Lichtlein brennt und dabei wird uns gnadenlos die Sonne einheizen.
Position 16.08 N 50.56 W, Etmal 191 sm, noch 589 sm zum Ziel. Es war gestern so heiss, dass wir die Spiegeleier auf den Luken an Deck gebraten haben. Da unser Schinken alle war, haben wir den abgenagten Knochen an einem kleinen Suchanker und 30 m Kette hinter uns hergeschleppt. Das unglaubliche geschah, ein WEISSER HAI nahm den Köder an und verbiss sich im Anker Mit den vereinten Kräften der ganzen Crew holten wir die Bestie an Bord. Im letzten Augenblick, als wir den 8 ( in Worten acht ) Meter langen Körper schon fas an Deck hatten ein letztes Aufbäumen des Hais,verächtlich blickte er uns in die Augen, dann biss er die 10 mm Ankerkette glatt durch und verschwand grinsend in der Tiefe.Da es auch weiterhin sehr heiss hier draussen ist, will ich für heute schließen.Was Seeleute doch so alles erleben, schier unglaublich.
Position 18.18 N 48.38 W; Etmal 200 sm; in der Nacht hat der Wind auf Ost gedreht, nach einer Q-Wende können wir St. Lucia wieder bis auf wenige Grad anliegen, bei einem Windeinfall von 120 Grad, mit Spi wäre es ein direkter Kurs. Sowohl ARC wie auch das Heimatteam haben uns mit Wetter versorgt, was dann auch prompt eintraf! Noch 750 sm bis St. Lucia, wir werden langsam landgeil. Soeben traf per ORBmail die Meldung ein, dass ein Ersatz-Gori-Propeller in Hamburg liegt und auf dem Weg in die Karibik ist, diesmal ohne DHL, also wird es klappen. Die Penner von DHL sitzen übrigens immer noch in Madrid auf der Erstlieferung, einfach nicht zu glauben.
Position 17.52 N 45.35 W; noch rund 900 sm bis St. Lucia. Die Eintönigkeit einer Passatreise wurde heute Nacht durch einen Segelwechsel unterbochen! Der hatte es allerdings in sich, von einer Sekunde auf die andere nahm der Wind um 10 kn zu und wir hatten Probleme mit dem Gennaker! Aber unsere Vorschiffshelden Thomas und Christian hatten das Tuch schnell eingesackt, die Manöver klappen jetzt immmer besser! Ansonsten das alte Lied, ohne Spibaum können wir keine Segel ausbaumen, also nicht tief genug fahren, also kreuzen vor dem Wind.
Position 17.07 N 41.55 W; leider ist aus dem NO schon wieder ein ONO gworden, es zieht uns wieder nach Norden hinauf, 30 Grad weg vom Sollkurs. Einziges Manöver in den letzten 24 Stunden - wir haben wieder den Gennaker oben und die fliegende Genua geborgen. Unser Etmal heute 235 sm, nur noch 1100 sm zum Ziel. Zum Frühstück gab es heute Pfannkuchen, natürlich fliegend gewendet. Die auf dem Boden gelandet sind bekamen eine Nutellabeschichtung, da sieht man den Dreck nicht (O-Ton Sabina), alle die ihre Flugbahn ordnungsgemäß beendeten, Kirsch- oder Pflaumenmarmelade. Es ist brütend heiss, zumal der Motor läft, da unsere Batterien dringend nachgeladen werden müssen. Also Schluss für heute, der Skipper giesst sich auch ein paar Eimer Seewasser über die Rübe.
Position 15.48 N 34.01 W; das Tagesetmal lag bei nur 168 sm und die auch noch nicht mal auf direktem Kurs nach St. Lucia. Wir müssen halsen, um mehr West zu machen. Heute nacht um 06:04.10 h UTC habe ich bei 16.34 N und 33.47 W mit meinem Toy die 30.000 sm voll gemacht und ganz still am Kartentisch die vergangenen 5 Jahre an mir vorbei ziehen lassen. Herzlichen Dank an alle Freunde für ihre Hilfe und Dankbarkeit an mein Weib für ihr Verständnis!
Position 18.07.4 N 32.35.1 W; eine Woche auf See, noch 1640 sm zum Ziel. Es ist brütend heiss, leichter Wind aus Ost. Wo ist er nun, der versprochene Nordost-Passat mit 20 kn??? Wieder ein Etmal, mit dem man zufrieden sein kann - 206 sm! Der erste fliegende Fisch an Bord wurde in Zitronensaft und Hot Pepper Sauce mariniert und roh verspeist. Ich hatte mir ja vorgestellt, dass auf meinen 74 qm Landefläche jeden Morgen ein Eimer voll davon liegt und das Frühstück aus gebratenen und marinierten Fischen besteht, aber denkste! Da sind ja vor 23 Jahren auf meinem kleinen Waarwolf mehr gelandet! Also Thun und Ölsardinen aus der Dose zum Frühstück? Gross und Genaker ziehen uns wieder, den Spi vermissen wir jeden Tag. Ohne ihn hätten wir uns eigentlich in die Fahrtenseglerklasse abmelden sollen.
Position 20.23 N 29.52 W; endlich einmal richtig Speed im Schiff und auch ein einigermaßen guter Kurs. 213 sm haben uns gut getan und wir sind auf dem Weg in die sichere Passatzone. Danke an den Heimatservice von Werner (AWS), Matze und Carsten! Wir hatten letzte Nacht teilweise über 30 kn Wind und eine sehr rauhe See, das Leben an Bord ist ungemütlich, selbst in den Kojen wird man hin und her geschleudert. Den größten Spass macht das Kochen unter diesen Bedingungen, alles fliegt im Schiff herum. Heute Abend gibts zur Bundeslige bei der DW den letzten Eintopf aus frischem (?) Gemüse.
Position 22.34 N 26.59 W; ein Winddreher zusammen mit einer kleinen Regenfront hat uns endlich ein grosses Stück nach Süd gebracht. Die Front war gut zu erkennen, also haben wir den Gennaker rechtzeitig heruntergebracht. Dreieinhalb Tage war der oben und wollte dann auch garnicht mehr runter, weil die Crew im Cockpit einen Überläufer auf der Winsch hatte. Aber jeder Fehler macht uns stärker, die Crew händelt das Schiff inzwischen ganz gut. Mitten in der Nacht hatten wir eine Begegnung mit einem anderen Segler, als Luvschiff hätte er ausweichen müssen, dachte aber nicht daran. Mit einem Manöver des letzten Augenblicks sind wir hinter seinem Heck durch. Grün bei Rot, Seemannstod? Laufen jetzt bei ONO 8-9 kn, grobe See. Der Mann am Ruder bekommt lange Arme!
Position: 25.02 N 25.35 W; leichter Wind aus NNO bringt uns mit 4 kn nach Süden, wir hatten heute das schlechteste Etmal mit nur 136 sm. Kein weiterer Kommentar. Die Küchencrew zauberte gestern einen Blumenkohlauflauf aus unserem Ofen, der allgemeine Begeisterung auslöste.
Position: 25.45 N 23.16 W; langsam kommt Bordroutine auf. Seit 2 1/2 Tagen die selben Segel, leichter Wind, Sonne, die Crew nimmt Salzwasserbäder, es wird viel gelesen, alle haben wieder Appetit. Höhepunkt des gestrigen Abends war die Aufhängung eines 7 kg Serrano-Schinkens über der Pantry, gespendet von unserem Crewmitglied Bernhard. Jeder kann anschnippeln soviel er will. Zwei von uns halten nicht viel von Fleisch, welch ein Glück für den Rest der Crew. Über Orbmail bekommen wir Wetter-e-mails, wir müssten weiter in den Süden, aber wie? Platt vor dem Wind stehen wir ohne Spinnaker und wer steht schon gerne in einer Regatta? Also mogeln wir uns auf Kursen zwischen 240 und 280 langsam nach Westen und auch etwas nach Süden. Neptun altes Rübenschwein, wofür hast du den Sherry bekommen? Schick uns mehr Wind...
Position: 26.09.2 N 20.24.0 W; die letzten 24 Stunden verliefen bei ruhigem Wetter und leichten wechselnden Winden unter Gross und Genaker auf direktem Kurs nach St. Lucia problemlos. Langsam wachsen auch den letzten Resten der Crew die Seebeine, vor allem nach einer fast durchschlafenen Nacht mit Selbststeueranlage, bei der nur ein kleiner Teil der Crew auf Wache war. Unser Etmal waren rund 160 sm, bei dem leichten Wind nicht schlecht. Die Frage ist, ob wir mit der Entscheidung direkten Kurs zu segeln richtig liegen. Ohne Spi-Baum können wir nicht platt vor Laken segeln, da wir nichts ausbaumen können. Also müssten wir vor dem Wind kreuzen, oder direkt nach St. Lucia? Wir warten auf eine Wetterinformation, wenn der jetzige Weg eine Falle ist, müssen wir auf dem anderen Bug mal erst brutal Süd machen.
Position: 26.24.7 N 17.20.1 W; am ersten Tag 192 sm gesegelt, aber trotzdem miese Stimmung an Bord. Unter Spi haben wir mitten in der Nacht eine Halse gefahren, danach weiter angeluvt, um das Chaos perfekt zu machen. Spi-Baum im Wasser, Segel auf der falschen Seite in den Backstagen, Schiff war nicht mehr kontrollierbar und nicht mehr zu steuern. Spi-Baum in 3 Teile zerbrochen, den Spi haben wir unter grösstem Einsatz in einem Stück an Bord bekommen, wird aber sicher ein paar Löcher und Risse haben. Den Rest der Nacht sind wir dann nur mit Gross gefahren, das hat uns einen schönen 200-Meilen-Tag gekostet. Die Reststrecke wird wohl ohne Spi etwas länger werden, im Augenblick fahren wir mit Gross und Genua einen Kurs etwas unter West. Vom restlichen Feld nichts mehr zu sehen. Hoffentlich folgen bessere Tage.
Zuerst die gute Nachricht, wir haben trotz fehlender Übung der Crew einen einigermassen akzeptablen Start hingelegt und stehen unseren Konkurrenten in der Racing Class A in puncto Speed um nichts nach. Das wird ein taktisches Rennen mit der Entscheidung direkter Kurs oder zuerst nach Süden!? Der französische 50er hat sich wohl für den direkten Weg entschieden, wir sind im Augenblick eher auf Südkurs, mit vollem Groß und fliegender Genua, Wind ca. 15-20 kn aus Nordost. Speed teilweise bis 13 kn! Die Crew ist seekrank oder total happy, so ist das nun mal im Leben.
Aber nun zum Thema der Woche in Las Palmas: Bukh hatte sofort am Montag eine Schraube per DHL auf den Weg gebracht, die, wenn man der DHL-Werbung glauben darf, locker in Zeit Las Palmas hätte erreichen müssen. Was nicht kam war die Schraube und nach stundenlangen Telefonaten am Donnerstag und Freitag war klar, die liegt beim Zoll in Madrid seit 3 Tagen fest und keine Sau kümmert sich darum. Beim Zoll wusste man nicht, dass man bei einer deutschen Handy-Nummer 0049 vorwählen muss. DHL jedenfalls hat bei uns einen denkbar schlechten Eindruck hinterlassen, diese lahme Schneckenpost! Unsere Schraube ist nun wieder auf dem Weg nach Deutschland, wie lange wohl??? Die spanische Hafenpolizei hat uns zum Start aus dem Hafen geschleppt, in der Einfahrt verreckte deren Aussenborder und wir konnten gerade noch die Fock hochziehen, um nicht auf den Rockies zu landen. Soweit die erste Nachricht vom ARC, morgen folgt mehr.
Wenn man hier so hört, was die ersten Herststürme alles angerichtet haben, können wir nur glücklich sein, wie problemlos unsere Reise nach Süden verlief. Mal abgesehen von dem ersten Starkwindschlag von Cuxhaven nach Den Helder hatten wir im Englischen Kanal und auch in der Biskaya normale Verhältnisse und nach Finisterre eigentlich nur noch schönes Wetter mit leichten Nord- und Nordostwinden. Wolfies Toy hat sich wiedermal bewährt und alle Crewmitglieder waren von ihren Segeleigenschaften begeistert. Die schönsten Häfen auf dem Weg nach Süden waren Lissabon und Funchal, ein portugiesisches Rezept wird Bestandteil unserer Bordküche. Zwiebelsuppe!!! Man kocht pro Nase eine grosse, in Streifen geschnittene Zwiebel, schmecke sie mit etwas Tomatenmark ab und gebe ein poschiertes Ei je Portion hinzu - einfach köstlich! Was sonst während des Törns los war? Crewmitglied Candidus wurde zum 14. male Opa und Crewmitglied Schorsch zum 1. mal Onkel! Den neuen Erdenbürgern auf ihrem Kurs durchs Leben immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und faire Winde!
Wir haben heute Morro Jable um 07:15 h UTC verlassen und sind die knapp 60 sm hinüber nach Gran Canaria in knapp 12 Stunden, bei sehr leichten Winden teils motort, teils gesegelt. In der Marina Deportivo Muelle bot sich uns ein buntes Bild, knapp 200 Jachten im vollen Flaggengala, der Hafen brechend voll. Wir mussten mehrere Warteschleifen vor dem Empfangssteg drehen und dabei passierte das Maleur. Offensichtlich haben wir ein Stück im Wasser treibendes Tauwerk erwischt und unseren Gori-Faltpropeller zerlegt. Laut Taucher ist eine Hälfte regelrecht herausgebrochen. Beim Notanlegemanöver längsseits einer anderen Jacht kam es dann noch zu einer vollkommen überflüssigen Ramming mit dem Vordermann, weil keiner in der Lage war, unsere Leinen sachgemäss anzunehmen um uns abzustoppen. Ein wenig schönes Ende eines doch sonst so schönen Törns von Cuxhaven bis hier. Inzwischen hat Bukh/Bremen einen Ersatz per DHL auf den Weg gebracht. Soll Donnerstag da sein und dann per Taucher montiert werden, da der Slip hier voll ausgebucht ist. Für Stress vor dem Start zur ARC ist also gesorgt. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf!
Morro Jable, 15.30 h UTC; nach einer schnellen überfahrt machte uns das Einlaufen in den Hafen grosse Schwierigkeiten. Weit und breit war keine Befeuerung für die Hafeneinfahrt zu sehen. Mit Echolot haben wir uns dann vorsichtig dicht unter Land gewagt und die Hafenmole mehr erahnt, denn gesehen. Schliesslich fanden wir eine öffnung in der Mole und konnten die beiden nicht brennnenden Feuer gegen den Nachthimmel erkennen. Im Hafen selber haben wir uns dann an einem Ausflugsdampfer vertäut und erst am Morgen an den Gästesteg verholt. Mal abgesehen davon, dass offensichtlich schon seit Jahren die Hafenbefeuerung nicht brennt, liegt man hier nicht schlecht. Der Ort ist allerdings total uninteressant, eine Retortenstadt für Touristen. Hotels und Wohnanlagen, Lokale mit deutscher Speisekarte !!!!! Heute gabs Leber mit Zwiebeln und Kartoffelbrei..................
Position 14:00 h UTC: 29.15.1 N 15.45.2 W; nach einem heissen Halbwindritt stehen wir bereits weniger als 100 sm vor der SW-Spitze von Fuerteventura. Die Ilhas Selvagens (Naturschutzgebiet) lagen mitten auf unserem Kurs, aber dank Radar war das wiedermal kein Problem. Wir wollen nach Morro Jable auf Fuerteventura. Spitzenspeed in der Nacht 15 kn. Da wir nur noch zu Dritt sind, gehen wir jetzt zwei Stunden Wachen, sonst läuft alles problemlos.
Wir sind heute um 13:00 h UTC bei Flaute und drückender Hitze aus Funchal in Richtung Kanaren ausgelaufen.
Wenn hier auch die Liegemöglichkeiten nicht ideal sind, Madeira war es wert. Eine selten schöne Insel mit allem was das Herz begehrt. Eine interessante Natur, die Vegetation (Blumen!!!),die hohen Berge, tiefen Schluchten und dichten Wälder im Inneren der
Insel, die schroffen Küsten, die Sehenswürdigkeiten von Funchal. Dazu gutes Essen und Weine, Segler was willst Du mehr?
Vor allem Nachts, wenn all die Lichter der Stadt auf den Hügeln um den Hafen leuchten, kommt man sich dort wie auf einer Naturbühne vor, mit der gesamten Stadt als Zuschauer. Von der Optik her der schönste Liegeplatz, den wir je hatten. Das ist einer der Plätze, wohin man gerne einmal wieder zurückkommen möchte.
Dreieinhalb Tage nach unserer Abreise in Lissabon sind wir in Funchal eingelaufen. Es war eine problemlose Überfahrt bei freundlichen Winden. Die Ilha Deserta Grande haben wir in stockfinsterer Nacht mit Hilfe des Radar passiert, wohl dem der eins hat. Funchal ist wie immer in dieser Jahreszeit überfüllt und stinkteuer. DM 84,- für einen Platz im Päckchen, ohne Strom und Wasser. Aber der Anblick der Insel im ersten Tageslicht - einfach wunderschön. Wir wollen uns 3 Tage Zeit nehmen, um das Eiland zu erforschen.
Position 33.31.6 N, 14.45.0 W; wir stehen ca. 120 sm vor Funchal / Madeira bei westlichen Winden um die 20 kn. Unser Starkoch aus Österreich reicht Nudeln al Arrabiata. Die Crew freut sich über den Speed von bis zu 10 kn. An Bord alles o. K.
Position 36.04.4 N, 12.54.4 W; auf halber Strecke hat uns die atlantische Flaute erwischt, wir motoren. Aber die Sonne scheint und es ist schön warm. Regen und Kälte in good old Germany??? An Bord alles wohlauf.
Position 37.30.7 N, 11.02.4 W; Wolfie´s Toy ist gestern um 16:45 h in Lissabon ausgelaufen. Nach stürmischer Nacht heute schöner Tag mit Wind aus Nord bis Nordwest, hoher Schwell aus Nord-West. Im Norden liegt über uns ein Sturmtief, das uns aber nicht mehr berührt. Nach dem Krankenhausaufenthalt hat der Skipper beide Seebeine verloren und ist seit 13 Jahren wieder mal seekrank, übrigens an fast gleicher Stelle. O-Ton von Wolfgang: Ich habe mir die Seele aus dem Leib gewürgt, aber nicht gekotzt
Am 22.10.00 mußte Wolfgang beim Aufstehen kräftig husten. Ein Aufschrei, schreckliche Schmerzen in der Brust. Im Krankenhaus stellte sich nach Röntgenaufnahme heraus: Rippenbruch! Bei einem Sturz gegen eine Winsch in einer dunklen Biskayanacht hatte er sich die Rippen angeknackst und der Hustenanfall führte zum endgültigen Bruch. Wolfgang blieb eine Woche in Pontavedre im Hospital, Udo Schallenberg segelte Wolfie´s Toy derweil in knapp 2 Tagen nach Lissabon.
Die berüchtigte Biskaya haben wir in 4 Tagen überquert, den Wind fast immer auf die Nase. Von Flaute bis 35 Knoten, immer abwechselnd. Oft ein und ausgerefft, Wasserballast ebenfalls rein und raus! Nach diesen Anstrengungen waren wir doch froh, als kurz vor Cap Finisterre der Wind auf Nord drehte und die Sonne herauskam. Nach 97 Stunden machten wir in Sanxenxo fest. Eine neue Marina mit sehr gepflegten Sanitäreinrichtungen und genug Tiefe für unseren BOC-Racer. Illbruck trainierte hier mit seinem Volvo-Race-Team,waren aber nicht mehr da. Eine der Jachten ist auf dem Seeweg nach Australien zum Sydney-Hobart Race
Im Anmarsch zweier Sturmtiefs über Irland und England nutzte die Crew der Wolfies Toy den Süd- und Südostwind auf der Vorderseite dieser Tiefs am Montag, dem 9.10.00 um von Cuxhaven aus der Elbe heraus in die freie Nordsee zu kommen. Als auf der Höhe von Den Helder der Wind auf West drehte und in Böen 50 Knoten erreichte wurde Den Helder angelaufen. Nach dem Durchzug des Tiefs wurde bei überwiegend schwachen Winden, teilweise unter Motor, am 15.10. Falmouth erreicht.