Aktuelles

Hier finden Sie das Logbuch "Hudsonbay" von Wolfie´s Toy
(Die Fotos können durch anklicken vergrößert werden)

13.01.03 Yachting World,

das englische Segelmagazin bringt in der Ausgabe 2/2003 (im Handel ab Mitte Januar) einen Bericht über unsere Reise mit Wolfie´s Toy von der Karibik in die Hudsonbay, nach Baffin Island, Grönland und zurück nach Cuxhaven. Im Internet wird der Artikel wie folgt angekündigt: Arctic cruising in an Open 50No heating, no insulation, a stripped-out racing interior – the Open 50 Wolfie's Toy seems an unlikely choice of yacht in which to cruise to Baffin Island and Hudson Bay. Wolfgang Quix and his crew are obviously tougher than the rest of uswww.yachting-world.com

London, Notiz vom 15.3.02

Und noch eine Ehrung.........beim Jahrestreffen des Ocean Cruising Club / England im ehrwürdigen Royal Thames Yacht Club in London bekam ich aus der Hand von Club-Admiral Mary Barton die Vasey Vase 2001 für a voyage of an unusual and exploratory nature. Damit ist natürlich die 8813 sm Reise mit Wolfie´s Toy von Road Harbour/Tortola über Bermuda, Halifax, Neufundland, Labrador, Hudsonbay, Repulse Bay (Polarkreis), Baffin Island, Grönland, Faeroer und Shetland nach Cuxhaven gemeint. Weitere Preisvergaben bei der gleichen Veranstaltung: den OCC Award of Merit für Ellen McArthur (2. Platz Vendee Globe) und Helen Tew (erste Atlantiküberquerung im Alter von 91!) und den Barton Cup für Paddy Barry und Jarlath Cunnane (erfolgreiche Durchsegelung der Nord-West Passage). Die Feier im altehrwürdigen Royal Thames war natürlich Klasse, vor allem die schönen Räumlichkeiten, vollgestopft mit alten Gemälden, Schiffsmodellen und Regattapreisen. Aber langsam werden mir die Reisen zu den Preisvergaben zu teuer...

Kiel, Notiz vom 16.02.02

In einer Feierstunde im Kieler Yachtclub wurde mir gestern von dem Vorsitzenden des KYC, Lothar Jenne, der Schlimbach-Preis für 2001 überreicht. Mit diesem Preis wurde die gesamte Reise von Tortula via Kanada/Nunavut und Grönland nach Cuxhaven über 8.813 sm ausgezeichnet. Nähere Einzelheiten kann man unter www.kyc.de nachlesen. Ausgezeichnet wurde zwar der Skipper, aber der Erfolg war nur durch die gute Zusammenarbeit im ganzen Team möglich. Zum Arktik-Team gehörten: Eugen Appelhans, Uta Botterbrod, Immo Janßen, Norbert Klute, Sigrid Klute, Peter Matt, Schorsch Petzoldt, Katrin Schlensker, Rüdiger Schmidt, Christoph Vitzthum und Herbert Weingärtner. (Wachführer fett gedruckt). Der Schlimbach-Preis gilt allgemein als die höchste Auszeichnung im deutschen Hochsee-Segelsport.

Bremen, Notiz vom 3.11.01

Die Crew hat sich heute in Bremen getroffen. Nach einem Bummel durch die schöne Altstadt bekamen wir beim Hochseesegler-Abend der SKWB im Bremer Rathaus von Senatspräsident Bürgermeister Dr. Henning Scherf den Goldenen Kompaß überreicht. Die Laudatio hielt Uve Schult, seine anerkennenden Worte gingen uns runter wie Milch und Honig. Anschließend haben wir bis spät in die Nacht in einer Westernkneipe, die uns sehr an Churchill erinnerte, in Arktis-Erinnerungen geschwelgt.

Ebersberg, Notiz vom 24.9.01

Die Segelkameradschaft Das Wappen von Bremen e. V. hat mir mit Schreiben vom 20.9.01 mitgeteilt, daß ich für die Reise von Churchill über Repulse Bay/Polarkreis, Grönland, Färöer, Shetland nach Cuxhaven auf dem Hochseeseglerabend 2001 am 3.11.01 mit dem Goldenen Kompaß ausgezeichnet werde. Wenn hier auch nur der zweite Teil der Arktisreise ausgezeichnet wird, so ist doch allen Beteiligten klar, daß auch die Crew, die das Schiff von Halifax in den eisigen Norden gesegelt hat, an dieser Auszeichnung genauso viel Anteil hat, wie die Crew, die das Schiff schließ über den Polarkreis nach Hause geführt hat. Also, mein Dank ans ganze Team! Wolfgang Quix

Raderinsel, Nord-Ostsee-Kanal, 17.45 h UTC - 19.45 Deutsche Sommerzeit, Notiz vom 5.9.01

Der Kreis um den Nordatlantik hat sich geschlossen, Wolfie`s Toy liegt wieder hier in der Schreiber-Marina, von wo sie am 7.10.00 lossegelte. 16.241 sm liegen in ihrem Kielwasser. Insgesamt wurden 15 Länder mit 26 Häfen/Marinas und 21 Ankerplätzen angelaufen und 25 Inseln angesteuert. An der gesamten Atlantik-Rundreise waren insgesamt 28 Segler beteiligt. Meine Bewunderung haben die beiden Crews, die mit mir in die Arktis gesegelt sind. Sie haben in Stürmen und Flauten bei eisiger Kälte erstaunliches geleistet und ein grossartiges Durchhaltevermögen bewiesen. Belohnt wurden sie dafür mit einmaligen Naturerlebnissen und Begegnungen mit wunderbaren Menschen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir diese Reise ermöglicht haben.

Cuxhaven, Notiz vom 4.9.01, 04.10 UTC

Vor wenigen Sekunden haben wir in Cuxhaven im Jachthafen der SVC festgemacht. Rund 4.200 sm Nordatlantik liegen seit Churchill hinter uns und wir können nicht einmal einen Festmacheschluck zu uns nehmen, da kein Bier an Bord ist. Die schon erwähnte Sparsamkeit......... Die letzten Meilen hat Wolfie`s Toy noch mal richtig Speed gemacht, mit bis zu 12 kn sind wir in die Elbe gerauscht, es war als ob sie den Heimathafen wittert und in den Stall will. Den Festmacheschluck haben wir dann am Abend beim Käptn`s Dinner nachgeholt, holländische Matjes mit Bratkartoffeln, vorher eine Hummersuppe, nachher natürlich eine Rote Grütze! Hm, again fingerlekking good !

Nordsee, 55.15 N / 6.41 E, Notiz vom 3.9.01, 12.00 h UTC

Das war bei gutem Wind ein 197 sm Etmal, aber noch fehlen uns rund 130 sm bis Cuxhaven. Es wird wirklich Zeit anzukommen, auch die Vorräte werden langsam alle, vorallem Dank äusserster Sparsamkeit unserer Einkäuferin in Lerwick. Die Sonne scheint und wir Eisbären leiden sehr unter der Hitze.

Nordsee, 57.35 N und 3.48 E, Notiz vom 2.9.01, 15.00 h UTC

Was die Eisberge in der Arktis waren, das sind die Bohrinseln in der Nordsee. Schifffahrtshindernisse. Letzte Nacht hatten wir Starkwind aus SE, direkt auf die Nase, und mussten durch ein Bohrfeld kreuzen, sehr schön. Inzwischen haben wir raumen Wind und sind direkt auf dem Weg nach Cuxhaven. Noch 238 sm bis zum Wegepunkt bei Helgoland. Wenn wir den Kurs halten können, sind wir frei von weiteren Bohrinseln. Alles sieht z.Zt. nach einer Nachtankunft in Cuxhaven aus. Egal, dann gibts eben ein Frühstück mit knackigen frischen Brötchen, anstelle eines Dinners im Veermaster.

Nordsee, Position 59.52 N / 0.44 W, Notiz vom 1.9.01, 7.00 h UTC

Nach alter Round Britain , Ireland and Scotland Race Tradition haben wir Lerwick nach einem Besuch im Boating Club mit nur 4 Stunden Schlaf verlassen. In stockfinsterer Nacht sind wir losgesegelt, die Heimat ruft. War schön die alten Freunde noch am Leben zu sehen.

Position 61.42 N 5.00 W, Notiz vom 30.8.01, 3.26 h UTC

Der erste Tag in Thorshavn war total verregnet, ein Teil der Crew war im Schwimmbad und der Sauna, abends gabs ein Menue de Lux, Kartoffel-Möhrenauflauf in Gorgonzola-Sahne, dazu Putenschnitzel mit Scharfer Thailandsauce. Fingerlecking Good! Am nächsten Tag haben wir die Insel per Leihwagen erkundet und dann abends Thorshavn verlassen und schon 60 sm auf dem Weg nach Lerwick hinter uns. Der Wind ist äusserst launisch und die Crew darf ein Manöver nach dem anderen fahren, Wasser rein, Wasser raus, Genua III, Genua II, Genua III........ Hoffentlich warten die Freunde im Lerwick Boating Club schon mit einem preiswerten Bier auf uns, in Thorshavn kostete es saubere 10 Märker!

Zwischen Faroer und Shetland, Notiz vom 29.8.01

Nachdem die Bb-Wache ihre eindrücke über unseren Törn vermittelt hat, will die Stb-Wache nicht zurückstehen. Besser gesagt 2/3 davon, denn unser Wachführer (und Skipper) Wolfgang berichtet ja fast täglich und hält sich hier raus. Schorsch (schon seit Halifax dabei!): die mannigfaltigen Eindrücke dieses Törns lassen sich mit Worten kaum beschreiben. Sei es die Begegnung mit Walen, Delphinen, Robben, Eisbären und Seevögeln, die arktische Pflanzenwelt, die Eisberge und Treibeisfelder, oder die Landschaft mit Steilküsten, Gebirgen und Tundra, die Häfen und Ankerplätze. Dazu Naturschauspiele wie Nordlicht, Regenbögen, unglaubliche Sonnenauf- und -untergänge, der klare Sternenhimmel über uns. Das Segeln an sich, bei Flauten und Starkwind im Rythmus der Bordwachen, die Segeleigenschaften des Schiffes, der Rausch der Geschwindigkeit, wenn Wolfies Toy ins Gleiten kommt. Und natürlich die Kochkunst unseres Skippers, der für unser leibliches Wohl sorgt. All das könnte man noch mit wunderschönen Atributen ausschmücken, aber eigentlich wollte ich ja zu dem Törn nur SPITZE sagen!
Immo: im Prinzip spricht Schorsch mir aus der Seele, der Törn ist im grossen Ganzen grossartig und hochinteressant. Trotzdem gibt es einiges, was mich besonders begeistert hat. Die Nachtwache im Rose Welcom Sound nahe dem Polarkreis, als wir durch ein Eisfeld fuhren. Ich dachte wir würden da niemals durchkommen, aber bei Skipper Wolfgang gabs kein Vertun: wir fahren weiter. Und tatsächlich, nach 1 1/2 Stunden wilden zick-zack- fahrens hatten wir wieder eisfreies Fahrwasser. Dann unser Stop in Cape Dorset, einerseits die völlig unbürokratische, kompetente und freundliche Hilfe, die mir auf der Krankenstation zuteil wurde. Andererseits die Menschen, die ihre schöne Heimat so sehr lieben und nicht müde werden zu erläutern, dass die Bergformationen dort drüben wie die Brüste eine Frau aussehen, jene dort auf der anderen Seite von ihnen als Brustwarzen bezeichnet werden. Übrigens, männliche Berge gibts dort nicht........ Dann noch die irre Ansteuerung an den Prins Christian Sund. Zuerst viel Wind und Nebel, dann viel Wind und Eisberge, dann viel Wind und bizarre Felseneilande und schliesslich die enge Einfahrt, das ganze grandios. Und zuletzt - neulich 3.30 Uhr, nachts, irgendwo zwischen Grönland und Faroer. Ich habe Ruderwache, der Skipper navigiert. Schorsch ist im Schiff unterwegs. Der Wind nimmt schnell zu, niemand zum Reffen da. Wie Wolfies Toy raumschots losrauschte und 20 Minuten zwischen 12 und 14 Knoten dahinjagte, einfach Geil !

Thorshavn/Faroer, Notiz vom 28.8.01

Wir sind hier heute mit der aufgehenden Sonne eingelaufen. Hatten zuletzt einen schönen Wind aus Süd, der uns die letzten Meilen Raumschots durch die Inselwelt der Faroer jagte. Das ist hier dem ersten Eindruck nach ein hübschches Städtchen, die Crew holt gerade frische Semmeln und ein Musiccafe gibts auch, für Abendunterhaltung ist gesorgt. Aber keine Angst, wir kommen bald nach Hause!!! Die Sensation für uns waren hier die Bäume, so etwas haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen, zuletzt einige klägliche Exemplare in Hopedale/Labrador! Hinter uns liegt ein Tief auf dem Atlantik, wir wollen sehen was daraus wird, ehe wir zu den letzten ca. 700 sm nach Cuxhaven starten, allerdings wollen wir in Lerwick/Shetland nach Möglichkeit noch einen kurzen Stop einlegen.

Atlantik, 250 sm vor Faroer, fairer Wind, ein sonniger Sonntag, Notiz vom 26.8.01

Wir haben bis Cuxhaven noch 1000 sm vor uns, aber auch schon über 3000 sm hinter uns. Kein Wunder, dass die Crew anfängt ihre Eindrücke in Worte zu fassen. Warum auch immer nur Texte vom Skipper? Hier die Gedanken der Backbordwache:
Der Sturm in den letzten Tagen hat uns alle sehr beeindruckt. Vor allem erwischte er uns nach dem stillen, friedlichen Prins Christian Sund doppelt hart. Begeisternd war, wie diese Rennziege über die Wellen geklettert ist, dann aber mit Ohrenbetäubendem Krach in die Wellentäler aufgeschlagen ist, ohne Schaden zu nehmen. Deutlich zeigte der Sturm uns seine Kraft, als sich mehrere male riesige Brecher über das ganze Schiff stürzten. Nach einem dieser Brecher wurde unser Skipper vom Ruder weggerissen und er fand sich im Cockpit am Boden liegend im knietiefen Wasser wieder.
Und nun die ganz persönlichen Eindrücke:
Uta: für mich war der Prins Christian Sund mit den mächtigen Gletscherabbrüchen und der grandiosen Stille äusserst faszienierend. Er vermittelte den Eindruck, als ob die Alpen unter Wasser stünden.
Eugen: es ist unbeschreiblich, was ein simpler Blumentopf falsch herum auf dem brennenden Herd gesetzt für eine wohlige Wärme ausstrahlt und das in der kalten Küche Hudson Bay! Die warmen Duschen in den Hotels waren unbezahlbar!
Christoph: Wahnsinnig war die Einfahrt in den Prins Christian Sund. Wir hatten Freiwache und wurden durch die rauschende Bugwelle geweckt. Was wir dann sahen verschlug uns die Sprache. Vor uns ein mächtiges Alpenpanorama. Unser Skipper hatte den Kurs zwischen Eisbergen und Felseninseln direkt darauf abgesetzt. Mit bis zu 11 kn jagten wir an diesen, die z.t. keine 30 m entfernt waren, vorbei. Nach einigen 100 m tat sich die bis dahin verdeckte, schmale, sonnendurchflutete Einfahrt in den Prins Christian Sund auf. Wir waren wieder in einem ruhigen, sicheren Fahrwasser.
Und nochmal gemeinsam: alle Eindrücke wiederzugeben würde Seiten füllen. Für uns alle unvergesslich sind: Begegnungen mit Eisbergen, Farbenspiele der Natur, Slalomfahrt durch die Eisschollenfleder, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Arctic-Canadier, egal ob Inuit oder Weisse. Uta, Eugen und Christoph

Position 6o.32 N / 35.16 W, Nordatlantik, Notiz vom 23.8.01

Der Sturm tobte noch bis weit in die Nacht, erst gegen Morgen konnten wir die Genua III voll ausrollen. Jetzt hat der Wind und die See sich beruhigt, nur noch 20-25 kn. Nach einem guten Frühstück mit Eiern und Speck ist auch das Gross wieder oben, allerdings noch mit 3 Reffs. Die Sonne kommt raus, wir beginnen wieder zu leben. Bis Faroer noch knapp 800 sm

Position 60.37 N / 39.59 W, Nordatlantik, Notiz vom 22.8.01

Wir stecken in einem schweren Sturm aus Nord mit teilweise über 5o kn Wind, also 9-10 Beaufort. Der Seegang ist gewaltig, wir haben immer wieder die Plicht wadelhoch voll Wasser. Alles ist nass, ein brecher nach dem anderen putzt unser Deck. Nur noch ein teil der Sturmfock ist oben, der Rest eingerollt. Es geht nicht mehr um Speed, sondern nur noch um die Sicherheit der Crew und der Jacht. Segeln unter erschwerten Bedingungen, Kochen auch nicht gerade einfach. Aber der Crew gehts gut und das Schiff beweist einmal mehr seine Stärke.

Prinz Christian Sund, Vejrstation, Notiz vom 21.8.01

Wir haben doch nochmal kurz gestoppt, um die Gastfreundschaft der fünf Dänen in ihrer einsamen Station am Eingang des Prins Christian Sund bei Kaffee und Wienerbrod zu geniessen. Mit Wetterkartren für die nächsten 5 Tage versehen, sind wir dann los. Als wir zu unserem Schiff kamen lag neben uns Fanfan, eine andere deutsche Jacht, die gerade eingelaufen war, von Island kommend. Nach einem kurzen Palaver haben wir die Leinen losgeworfen. Am Eingang (oder Ausgang, wie man will) des Prins Christian Sund sahen wir dann noch einen Eisbergfriedhof. Riesige Berge haben sich hier in einer Bucht vernavigiert, sind gestrandet und tauen ihrem Ende entgegen. Der Blick zurück auf Grönland im Abendlicht wird unvergesslich bleiben.

Torsukattak, Ilua, Prinz Christian Sund, Notiz vom 20. und 21.8.01

Nach einer Nacht- und Nebelfahrt sind wir am frühen Morgen zwischen den nördlichen und südlichen Kitsissut Inseln auf den Eingang der Kandle durch Südgrönland zugesteuert. Im Nebel konnte man auf dem Radar nicht mehr erkennen, was nun ein Eisberg und was tatsächlich eine Insel ist. Bis die Sonne endlich den Sieg über den Nebel errungen hatte zählten wir über 20 Eisberge um uns herum, dazwischen die Felseninseln der Kitsissut-Gruppe. Vor uns hochaufragende Gebirgsketten, teilweise wolkenverhangen. Wir haben den nördlichsten Eingang in den Torsukattak gewählt, dicht vorbei an kleinen Eilanden und wieder Eisbergen, mit guten 25 kn Wind von achtern, da blieb manchem kurzzeitig der Atem stehen. Im Torsukattak war dann der Seegang weg, an beiden Seiten steile Felsenhänge die förmlich in den Himmel wachsen. Der Rest des Tages war nur noch ein ah und oh nach dem anderen, so schön war die Berglandschaft um uns herum. Gletscher bis hinunter ans Wasser, Gipfel, einer bizzarer als der andere, Wasserfälle die einige 100 Meter herabstürzen, ein aus dem Wasser hechtender Wal, immer neue Überraschungen für das Auge. Aber auch viel Treibeis von den Gletscherabbrüchen im Fahrwasser und einige Eisberge. Am Abend haben wir dann in der Bucht Mammaa geankert, mit einer Heckleine zum Land. Von hohen Gebirgszügen geschützt, haben wir dort eine ruhige Nacht verbracht und sind jetzt auf dem Weg zum Ostausgang aus dem Prinz Christian Sund, der nächste Hafen liegt auf den Faroer!

Qaqortoq, der Berg ruft, Notiz vom 19.8.01

Am Sonntag machten sich Christoph, Immo und Wolfgang auf zu einer 4,5 stündigen Bergwanderung entlang des Sees Tasersuaq hinauf auf den Berg Saqqaarsik (412 m). Da die Sonne schien und vollkommen klare Sicht herrschte, wurde die Tour zu einem grossartigen Erlebnis. Hinter jeder Biegung des Pfades, gab es neue Ausblicke auf Seen, kleine Bergbäche und Wasserfälle. Am Ende des Tasersuaq ging es dann hinauf auf eine Hochebene mit weiteren kleinen, namenlosen Seen, ehe der endgültige und schweisstreibende Anstieg uns das Gipfelglück bescherte, eine grandiose Fernsicht über Qaqortoq und in die Fijorde im Norden, dazu in der Ferne hohe Berggipfel mit alpinem Charakter. Nach kurzer Gipfelrast gings zurück nach Quaqortoq, wo wir mit weichen Knien erstmal ein kühles Bier durch unsere Kehlen rinnen liessen.

Qaqortoq, Notiz vom 18. und 19.8.01

In dichtem Nebel haben wir uns mal wieder mit dem Radar an Eisbergen und Untiefen vorbei in einen Hafen hineingetastet. Kaum waren wir drin, riss der Nebel auf und Qaqortoq zeigte sich uns in seiner ganzen Schönheit. Bunte Häuser sind rund um den Hafen in die Hänge gebaut, der Hafen selber voll mit kleinen Motorjachten und Fischereifahrzeugen. Wir fanden einen freien Stegplatz mit genügend Wassertiefe. Zum Frühstück holte Uta dann die ersten frischen, richtig knackigen Brötchen seit Monaten und für die Sauberkeitsfanatiker gabs im Seemannsheim eine warme Dusche. Auffallend der Unterschied der Menschen in Arctic-Canada und Grönland, mit Verlaub gesagt, die Grönländer sind ganz schön muffelig. Natürlich ist eine Jacht hier nichts besonderes, wir wurden so gut wie überhaupt nicht beachtet. Dafür haben wir dann auch Zoll und sonstige Behörden links liegen lassen. Bekanntlich macht dieser Quix das ausserordentlich gerne. Dafür gabs abends ein Festessen in einer Kneipe, besonders mutige Geniesser wie Immo und der Skipper wagten sich an ein Walsteak, die weniger mutigen begnügten sich mit Lamm, dazu gabs frisches Bier, Dm 10,- je Flasche, na denn Prost. Am Sonntag tauchte dann die Columbus von Hapag-Lloyd hier auf, an Bord Burghart Pieske, als Unterhalter für die Kreuzfahrer engagiert. Eugen freute sich über dieses Treffen ganz besonders, er ist schliesslich schon mit Burkhart gesegelt. Über die Bergtour von Christoph, Immo und Wolfgang wird noch gesondert berichtet. Wir sind Sonntagabend um 21.15 h wieder ausgelaufen und suchen in finsterer Nacht unseren Weg in die offene See.

Davis Strait, Postition 60.11 N / 49.50 W, Notiz vom 17.8.01, 11.00 h local time

Eigentlich wollten wir heute ankommen, aber der Wind zeigt immer wieder Schwächen und dreht auf achterlich, so geht unser Speed runter auf magere 5 kn, es sind aber auch nur 7 kn Wind. Unsere Etmale seit dem Verlassen der Hudsonbay 183 sm, 126 sm und heute wohl 150 sm. Das von Baffin Island kommende Tief hat nicht viel Kraft, der Druckunterschied ist minimal. Aber es regnet. Die Nächte werden wieder länger und dunkler, dafür ist es etwas wärmer geworden. Immo ist wieder voll dabei und freut sich so wie der Rest der Crew auf Kallallit Nunaat (Grönland).

Davis Strait, Postition 61.01 N / 64.13 W, Notiz vom 14.8.01, 14.00 h UTC

Endlich sind wir aus der Hudson Strait raus. Nach einer der kältesten Nächte dieser Reise mit vielen Winddrehern und vielen Manövern, Wasserballast rein und raus, Ballstwasser nach Steuerbord und wieder zurück nach Backbord, kleine Fock grosse Genua, laufen wir jetzt auf direktem Kurs nach Qaqartoq mit satten 7-10 kn. Nunavut good by, Kalaallit Nunaat wir kommen!

Hudson Strait, Position 61.41 N / 66.53 W, Notiz vom 13.8.01

Die Inuit-Götter wollen uns nicht loslassen, wir sollen nicht ins ferne Germany segeln. Sie haben einfach den Wind abgestellt und weil das nicht reicht unseren Tatendrang zu stillen, auch noch ein bischen Wind genau auf die Nase aus dem Schamanenhut gezaubert. Wir kleben förmlich in der Hudsonstrait und kommen nicht raus. Nach Dorset mussten wir 27 Stunden motoren, spiegelblanke See. Bei der Gelegenheit hat man allerdings auch mal gesehen, wieviel Seehunde hier leben. Manchmal sah man bis zu 10 Stück gleichzeitig, wie sie uns neugierig beäugten. Bei Seegang erkennt man sie nicht. Dann hatten wir einen kleinen Sturm, der natürlich genau von gegenan. So haben wir halt nochmal die Quebec-Küste und anschliessend die von Baffin Island besichtigt, ehe die nächste Flaute kam. Noch trennen uns 75 sm vom Ausgang der Hudson Strait. Immo gehts wieder etwas besser, er schluckt brav seine Pillen, verbringt die immer noch saukalten Nächte im warmen Schlafsack und träumt von Sille. Ansonsten fiebert er, wie die ganze Crew dem Atlantik entgegen.

Hudson Strait, Cap Dorset, Notiz vom 11.8.01

Das hier war wirklich einer der schönsten Ankerplätze, die ich in meinem Seglerleben gesehen habe. Eine von Bergen umsäumte Bucht, guter Ankergrund, sehr nette Menschen. Im Hotel Kingnait Inn durften wir kostenlos duschen und Kaffee trinken, der ehemalige Bürgermeister John Curley fuhr uns mit seinem nagelneuen Auto im Ort und der näheren Umgebung herum, ausnahmslos jeder begegnete uns ausserordentlich freundlich. Diesel und Wasser wurden uns mit einem Tankwagen direkt zum Landungsplatz gebracht, die Kannister fuhr uns ein Inuit mit seinem Motorcanou rüber zu unserem Schiff. Wir hatten nur Zeit für einen 15 stündigen Aufenthalt, hier hätte man es auch länger ausgehalten. So heisst es nun good by Canada, hallo Grönland! Immo macht uns etwas Sorgen, er hat sich eine Mandelentzündung eingefangen. Unser Verdacht, dass er nur die netten Krankenschwestern in Cap Dorset besuchen wollte, hat sich leider nicht bestätigt, ihn hats wirklich erwischt. Wir werden ihn vor allem in den kalten Nachtwachen schonen müssen.

Hudsonbay, Evans Strait, Position 63.21 N 81.09 W, Notiz vom 8.8.01, 20.00 h local time

Die Flauten südlich von Southampton Island haben uns mächtig aufgehalten. Im Augenblick allerdings rauschen wir mit 8 kn unserem Ziel Cap Dorset entgegen. Da war auch Helmut Kohl schon, eigentlich ein Grund dran vorbeizurauschen. Aber vielleicht stossen wir ja auf eine schwarze Kasse? Heute will ich Euch mal die neue Crew vorstellen, die in Churchill eingestiegen ist und inzwischen den Polarkreis erobert hat: Eugen Appelhans (58) gibt als Segelerfahrung das Jsselmeer an. Unser Tiefstapler, in Erzählungen spricht er dann aber vom Atlantik, Grönland und dem Pazifik. Ausser Segeln sind seine Hobbies Rudern, Lesen, gute Filme und die Bundesliga.
Uta Botterbrod (45) eine Seglerin vom Bodensee mit Mittelmeererfahrung. Ihre Hobbies sind lesen, alpines skilaufen und reisen.
Christoph Vitzthum (37) segelt seit 25 Jahren. Sein Heimatrevier ist der Bodensee, er kennt aber auch die Nord- und Ostsee und das Mittelmeer. Ausser segeln liebt er snowboarden und skilaufen.
Immo Janßen (35) hat von Kindesbeinen an die Nord- und Ostsee erforscht und das im reifen Mannesalter als Skipper fortgeführt. Seine Hobbies sind windsurfen, langstreckenlauf und gutes essen.
Von der alten Crew ist Georg (Schorsch) Petzoldt an Bord geblieben und natürlich der Skipper: Wolfgang

Wieder in der Hudsonbay, 63.08 N / 87.14 W, Notiz vom 7.8.01

Ein Rekord in Langsamkeit, unser Etmal heute 96 sm, so langsam waren wir auf der ganzen Arktis-Reise noch nicht. Der Roes Welcome Sound war eine Flautenfalle, wir sind auch nicht wie geplant in die Wager Bay gesegelt, uns läuft die Zeit weg, wir müssen Meilen machen! Ansonsten war zumindest der Sonntag sehr interessant, zwei Eisbären auf einer Eisscholle, Robben auf einer anderen, für Kurzweil war gesorgt. Die Crew hat sich durch die Flauten durchgelesen, die Bibliothek war stark frequentiert. Im übrigen freuen wir uns über alle Grüsse und guten Wünsche, die wir über das Gästebuch erhalten.

Repulse Bay am Polarkreis, Notiz vom 3./4./5.8.01

Wir haben Repulse Bay bei Niedrigwasser erreicht, konnten also den Ankerplatz direkt vor der Inuitsiedlung erst mit dem nächsten Hochwasser anlaufen, da wir mit unseren 3 m Tiefgang nicht über die Barre vor der Einfahrt kamen. Für ein paar Stunden haben wir draussen auf Reede gelegen und dann mitten in der Nacht verholt. Sehr schöner Ankerplatz vor der Kulisse der Siedlung. Die Inuits hier sind grosse Künstler (Stein und Elfenbeinschnitzereien) und ebenso grosse Jäger. Am Samstag waren sie den ganzen Tag mit schnellen Motorkanus in der Bay unterwegs auf Narwaljagd. Die Narwale werden zuerst harpuniert und dann mit dem Gewehr totgeschossen. Die Jagd war erfolgreich, abends wurden keine 50 m von uns weg zwei Waale angelandet. Die Inuit essen vom Narwal nur den Speck und die Haut, sowohl roh wie auch gekocht. Das eigentliche Fleisch bekommen die Hunde. Eine Probe haben wir dankend abgelehnt, wir Feiglinge! Das Horn des Narwals bringt gutes Geld, je nach Gösse von 400 bis 2000 kanad. Dollar, besonders verrückt danach sind Asiaten. Die machen ein Pülverchen daraus, das die Manneskraft erhöhen soll, wers glaubt wird seelig. Wir haben mal wieder im Hotel geduscht, diesmal kostenloser Service, dazu gabs auch noch Kaffee! Ausserdem bekam jeder eine Urkunde in der uns bestätigt wurde, den Polarkreis erreicht (und überschritten ?) zu haben. In der Nacht zum Sonntag haben wir Repulse Bay verlassen und sind auf dem Weg in die nahezu unvermessene Wager Bay, die wir bei günstigen Winden erforschen wollen. Sonst würde es direkt nach Cap Dorset am Eingang der Hudsonstreet gehen, der Heimweg hat begonnen!

Roes Welcome Sound, 66 Grad Nord, Notiz vom 3.8.01

Wir sind heute Nacht durch grosse Eisfelder gefahren, teilweise Slalom mit Stangenkontakt, das hat unser Fortkommen stark in Mitleidenschaft genommen. Nur 136 sm in den letzten 24 Stunden. Zum Glück sind wir schon wieder soweit im Norden, dass die Nächte hell sind. Die Rinnen zwischen den Eisplatten waren verdammt schmal und da müssen wir auf dem Rückweg nochmals durch! Wir stehen knapp 30 sm vor Repulse Bay. Der Sonnenaufgang heute morgen war der Affengeilste Kitsch, den ich je gesehen habe. Vor uns färbte die Sonne den ganzen Himmel in alle Farbtöne von Rosa bis Orange, das Eis auf dem Wasser war plötzlich Türkis und hinter uns ein doppelter Regenbogen, in dessen Mitte unser Kielwasser verlief. Whooooooo! Das konnte dann nur noch von den berüchtigten Toy-Pfannkuchen getoppt werden, der Ahornsirup floss in Strömen. Braucht man aber auch bei der Saukälte hier oben in der Arktis.

Hudsonbay, Position 64.00 N 88.07 W, Notiz vom 2.8.01, 12:00 h UTC

In den letzten beiden Tagen haben wir bei raumen Winden gut Nord gemacht, 185 und 193 sm, nicht schlecht. Jetzt stehen wir am Eingang des Roes Wellcom Sound und kreuzen vor dem Wind. Das Barometer ist im Keller, 990 mb, es regnet und ist mal wieder saukalt, Wind SW um die 22 kn. Noch ca. 180 sm bis Repulse Bay. Sonst ist an Bord alles ok.

Hudsonbay, Notiz vom 31.07.01

Wir haben heute um 12.00 h UTC Churchill verlassen und sind auf dem Weg nach Repulse Bay. Der kanadische Rundfunk Winnipeg hat uns vorher noch live interviewed, ganz Manitoba ist informiert. Im Traders Table haben wir zum Abschied ein Caribou verspeist und gesungen. Endlich wieder auf See. Die Sonne scheint und es ist schön warm.

Churchill, Hudsonbay, Notiz vom 28.7.01

Der Getreidefrachter liegt wieder an der Pier, die Schlepper haben ihn mit steigendem Wasser frei bekommen. Er hatte tatsächlich auch eine Kollision mit dem Tanker, ehe er auf Grund lief. Die Kollision war wohl harmlos, aber die Grundberührung hat ihm ein Loch im Rumpf eingebracht. Jetzt kommt eine Kommision vom kanadischen Transport- Ministerium, die den Vorfall aufklären soll. Gleichzeitig muss ein Sachverständiger die Seetüchtigkeit des Frachters bestätigen, damit der weiterfahren kann. Unser Flug nach Norden war sehr schön und interessant, brachte leider aber auch die Erkenntnis, dass wir nicht um Southampton Island herum segeln können, da im Foxe Basin noch festes Eis die Durchfahrt versperrt. Uta, Christoph und Immo von der neuen Crew sind schon da. Eugen erwarten wir am Sonntag. Dienstag wollen wir mit der Tide den Churchill River verlassen und nach Norden segeln, unser Ziel, die Wager Bay, kaum vermessen, voll mit Walen, Bären, Karibus und sonstigen Viechern, Natur pur. Danach wird Repulse Bay jenseits des Polarkreises unser nördlichstes Ziel sein, ehe wir uns nach Osten auf den Weg aus der Hudsonbay heraus machen.

Churchill, Hudsonbay, Notiz vom 27.7.01

Seit gestern Abend liegen wir an einem Ponton, welches wiederum an der Hafenpier liegt. Als der Wind so gegen 02.00 h local time auf SE drehte war der Churchill River voll mit steilen kurzen Wellen und die mit Macht ablaufende Tide riss an unseren Leinen. Wir wurden wach und brachten noch zusätzliche Leinen aus, korrigierten die Fender und und krochen wieder in unsere warmen Schlafsaecke. Zwei Stunden später rissen uns laute Signale aus dem Schlaf, 5 kurze Töne: Weichen sie mir aus! Als wir ins Cockpit stürzen treibt hinter uns im Strom ein 30.000 to Getreidefrachter, dem die Leinen gebrochen sind. Eine Kollision mit dem dahinterliegenden Tanker, der u.a. Benzin löscht, scheint unmittelbar bevorzustehen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Besatzung der beiden Schlepper, die hier stationiert sind, an Bord waren und losdampfen konnten. Inzwischen liegt der Getreidefrachter mit Schlagseite offensichtlich auf Grund und die Schlepper warten auf Hochwasser. Wir stehenn seit 06.00 h local time auf standby, um notfalls sofort verholen zu können, falls unser Platz an der Pier gebraucht wird. Ruhige Tage in Churchill. Um 11.00 h wollen wir nach Repulse Bay fliegen, u.a. um Aufnahmen aus der Luft zu machen, ob das was wird?

Churchill, Weekend Blues, Notiz vom 22.7.01

Wochenende in Churchill - ein einziger Blues. Anstelle von 10 bis 15 Leuten unter der Woche, ist das Legion bummsvoll, weil einziger Ort, wo es nach 22 Uhr noch Alkohol gibt. Natürlich nur für Mitglieder. Wir zählen dazu. Freitag ist Karaoke-Time, singen tun aber nur die Frauen, Diana und Doreen, Zwillinge, sind die Stars der Damentruppe. Als anschliessend getanzt wird, tun das die Damen auch unter sich. Die Herren der Schöpfung spielen derweil Billard oder langweilen sich beim Bier. Am Samstag sind die Gäste im Schnitt etwas älter, aber das gleiche Schema, die Frauen amüsieren sich beim Tanz, die Männer beim Billard. This is the real Churchill weekend blues.

Churchill, Notiz vom 20.7.01

Der kurze Arktik-Sommer scheint zu ende zu sein, Nebel beherrscht wieder die Hudsonbay, es ist kalt. Einziger Trost, tausende von Mücken liegen an Deck, ersoffen im Nebeltau. Katrin und Herbert sind auf dem Weg nach Hause, die Reise wird rund 60 Stunden dauern, da sie mit dem Zug nach Winnipeg unterwegs sind. Aber die Strecke ist blockiert, ein Güterzug ist entgleist. So fliegen sie wenigstens einen Abschnitt der Strecke des Rubbertrain (wegen dem weichen Untergrund ist der Schienenstrang nicht fest genug, der Zug kann nur 30 km/h fahren und schaukelt fürchterlich). Peter folgt am Samstag direkt by Air. An diesem Wochenende beginnt die offizielle Schiffahrtssaison, ein Getreidefrachter, ein Tanker und ein Kreuzfahrer erreichen den Hafen. Wolfies Toy hat ihnen die Schau gestohlen und den Hafen bereits vor Tagen eröffnet.

Churchill, Manitoba, Hudsonbay, Notiz vom 18.7.01

Wir sind das erste Schiff, das Churchill in dieser Saison erreicht hat, es sind noch nicht einmal die Ansteuerungstonnen ausgelegt. Aber ein erfahrenes Team wie wir schafft es auch ohne. Ansonsten waren wir auch eine echte Überraschung, weil wir den Leuten von Nordreg durch die Lappen gegangen sind, die den ganzen Schiffsverkehr in den kanadischen Arktik-Gewäessern überwachen. Hier in Churchill sind bisher nur drei Jachten gewesen, 1985 ein gewisser Leslie Sike mit Aquastar und 1986 Thomas Watson jun., der soll der IBM Eigentümer sein. Entsprechend gross ist das Interesse an uns und unserer schönen und tapferen Jacht. Wir haben Peters Geburtstag und den erfolgreichen Abschluss der ersten Etappe der Arktik-Reise mit dem ersten Salat seit Wochen und ein paar Bierchen gefeiert, und wollen nun Churchill, die Welthauptstatdt der Eisbären und der Belugas erkunden. Belugas schwimmen hier in grossen Schulen in der Flussmündung, Eisbären haben wir bisher (zum Glück?) nicht gesichtet.

Churchill/Manitoba, Notiz vom 17.7.01, 22.40 h UTC

Wir haben soeben in Churchill an einem Schlepper festgemacht, um nicht die 4 m Tidenhub an der Pier mitmachen zu müssen. Es ist hier unglaublich heiss, Mittags haben wir draussen in der Hudsonbay noch gefroren, jetzt sitzen wir halb nackt bei 25 grad in der Sonne. Reiner Grossschifffahrtshafen, auf 800 m Pier nur zwei Leitern. Über 2800 Seemeilen haben wir in 25 Tagen gesegelt und dabei mit Churchill neun Häfen angelaufen. Diese kurze Information muss für heute reichen, wir sind landgeil und wollen so schnell wie möglich in den Ort, unsere Kehlen sind sehr trocken.

Coral Harbour/Southampton Island/Nanuvut, Notiz vom 14.7.01

Nach zwei schönen Segeltagen mit leichten raumen Winden und strahlend blauem Himmel und wärmendem Sonnenschein sind wir in Coral Harbour. Wir haben die Tage genossen und die beiden Meeresforellen, die uns das Polizistenehepaar in Ivujivik zusammen mit einem Haufen Cariboufleisch geschenkt hatte, verspeist. Nicht zu frieren war ein ganz neues Erlebnis, kommt jetzt der Sommer in die Arktis? Unser Einlaufen hier war leider mit einer sauberen Grundberührung verbunden, die Bucht ist ausgesprochen unsauber, überall lauern kleine Untiefen. Coral Harbour ist ein alter Ort mit heute rund 700 Einwohnern, war früher eine Walfangstation (wie viele andere Orte in der Hudsonbay) und wurde 1604 erstmals von einem Europäer auf der Suche nach der Nordwestpassage betreten. Heute gibt es hier ein Krankenhaus, eine Polizeistation, eine Schule, zwei Supermärkte und natürlich eine Eishockeyhalle. Gegen wen spielt ihr denn eigentlich, von wo und vor allem wie kommen die Gegner hierher? Grosses Gelächter, wir spielen unter uns! Die Inuit leben von der Jagd, Schnitzerei und von der Unterstützung durch die Regierung. Nach einem Bummel durch die verstaubten Strassen und erneut Wärmendem Sonnenschein konnten Katrin und Herbert es nicht lassen, ein kurzes Bad in der Hudsonbay zu nehmen, es kam fast karibische Stimmung auf. Unser Abendessen bestand aus Caribou-Steak mit Erbsen und Möhren und Kartoffelbrei. Inzwischen sind wir schon auf dem Weg zu unserem endgültigen Ziel Churchill/Manitoba, das noch ca. 350 sm im Südwesten vor uns liegt.

Ivugivik/Quebec (Westausgang der Hudsonstrait), Notiz vom 11.7.01

Sind heute morgen hier eingelaufen, die Sonne kam rechtzeitig durch den Nebel, und es zeigte sich, dass unsere Suche per Radar nach der Einfahrt der Diggesstrait uns auf den richtigen Weg gewiesen hatte. Ivugivik Harbour ist ziemlich offen nach Norden, bei den herrschenden Ostwinden aber geschützt. Eine Crew von Einheimischen Inuit kam mit einem motorissierten 22-Feet-Kanu heraus und zeigte uns den besten Ankerplatz. Nachdem ich den Anker mit Motor richtig kräftig eingeruckt hatte, lagen wir gut und sicher, so glaubten wir. Nach einem guten Früehstück brachten uns die Inuit an Land, die Polizei besorgte uns im Co-Op Hotel Duschen, zeigte uns wo es einen Internetanschluss gibt ( schule) und wo der Supermarkt ist. Ivugivik zählt ca. 200 Seelen, alles ganz neue Häuser, eine Polizeistation, ein kleiner Flughafen, eine Halle zum Hockeyspielen, was hier natürlich Eishockey ist. Alles lebt von staatlicher Unterstützung, viel Arbeit gibts hier nicht. Peter und Katrin machten sich auf zur Schule um ins Internet zu schauen, Schorsch, Herbert und ich gingen ins Hotel zum duschen. Da nur ein männlicher Gast da war, benutzten wir die Damen- und die Herrendusche, ich wartete, dass eine frei wurde. Den Fernseher brachte ich nicht zum laufen, die herumliegenden zeitungen waren in französicher Sprache, ich langweilte mich und schaute hinaus aus dem Fenster über die Bucht zum Liegeplatz von Wolfies Toy. Der war leer und die Toy trieb mitten in der Bucht auf die felsige Leeküste zu. Im Hinausflitzen brüllte ich Herbert diese Nachricht in die Dusche, draussen fand ich einen Lkw-Fahrer, der sofort verstand um was es ging und mich zum Landungsplatz der Kanus brachte. Ich war kaum dort als schon Herbert als Beifahrer auf einem Motorbike angerauscht kam, zusammen mit drei Inuit sprangen wir ins Kanu und brausten los. Die Toy hatte inzwischen die ganze Bucht überquert und sich am eigenen Anker kurz vor den Rockies selber aufgestoppt. Herbert, ein Inuit und ich sprangen an Bord, der brave Bukh sprang sofort an und ich motorte mit voller Kraft samt Anker in tiefes Wasser. Zu dritt schafften wir es schliesslich den Anker hochzubringen und neu, tiefer in der Bucht auf weniger Wasser, auszubringen. Unsere Inuit-Helfer bekamen je ein Teamquix T-Shirt und freuten sich und Herbert und ich freuten uns wesentlich mehr, das diese saudumme Geschichte nochmal gut ausgegangen ist. Ohne die Schnelle und geistesgegenwaertige Hilfe der Inuit wäre es in die Hose bzw. auf die Rockies gegangen.

Position 62.36 N / 75.40 W, Hudsonstrait, Notiz vom 11.7.01, 22 Uhr localtime

Die Sonne steht noch am Himmel. Seit 2 Tagen segeln wir mit achterlichen Winden durch die Hudsonstrait nach Nordwesten. Hier oben im Norden wird es nachts fast nicht mehr dunkel. mal sind wir auf der Baffin Island Seite, mal auf der Quebec Seite. Wir kreuzen vor dem Wind. Auf den ersten 100 sm trafen wir noch auf grosse Eisberge, aber im Westteil der Strasse ist es jetzt vollkommen Eisfrei. Aus der Hudsonbay kommen keine Eisberge, es gibt dort keine Gletscher. Das Eis, was wir antrafen hat sich auf dem Weg von der Davisstrait nach Süden durch in den Eingang der Hudsonstrait verirrt. Als wir einen der weissen Riesen passiert hatten, brachen hinter uns mit lautem Getöse grosse stücke von ihm ab. Heute hat der Wind bis auf 40 kn aufgefrischt, wir haben Platt vor dem Wind nur die Sturmfock oben und machen trotzdem zwischen 6 und 8 kn. Im Süden von uns, über Zentralkanada liegen 4 flache Tiefs, daher unser achterlicher Wind. Wir hatten die letzten 3 Tage viel Sonne, trotzdem kalt. Das Olivenöl in der Flasche muss vor Gebrauch angewärmt werden, es ist zu einer festen Masse erstarrt, soviel zu den temperaturen. Morgen wollen wir Ivujivik am Westausgang der Hudsonstrait anlaufen und dort 1 bis 2 Tage bleiben.

Port Burwell, Killinek Island/Labrador, Notiz vom 8.7.01

Zwei volle Tage sind wir im Nebel unterwegs gewesen, ohne jede Landsicht, Eisberge auch nur auf dem Radar, dann riss in der Gray Street, das ist die Nordspitze von Labrador, die Nebeldecke auf. Uns bot sich ein grossartiges Panorama dar, kahle Felsen, an manchen Stellen noch Schneefelder, Seehunde in der See und wir bretterten mit dem Strom durch die Enge, der GPS zeigte bis zu 14 kn. Mit der Sonne stieg auch die Stimmung und wir beschlossen Port Burwell an der Ostseite der Ugava Bay anzulaufen, um unsere Frischwasservorräte aufzufrischen. In Port Burwell war früher eine Inuitsiedlung, jetzt ist es eine leere, sehr schöne Bucht. Die Inuit leben im benachbarten Foxeharbour, wo sie eine Fischerei Co-Operative betreiben. Bei der Ansteuerung von Port Burwell erlebten wir ein blaues Wunder, unsere GPS-Positionen verliefen teilweise über Land, die neugekaufte Karte von 1950 ist vollkommen falsch! Zum Glück hatten wir gute Sicht und so fiel um 15.40 UTC unser Anker auf 20 m Tiefe direkt vor einem kleinen Wasserfall. Mit dem Beiboot holten wir alle leeren Kanister an Land und in kürzester Zeit waren wir voll mit klarstem Labradorwasser, das wird ein Tee werden!!! Nach einigen Fotos und Filmaufnahmen sind wir dann um 19.40 UTC wieder ausgelaufen. Wir sind jetzt in der Hudsonstreet, haben mit SE einen günstigen Wind, die Sonne scheint und die Bordroutine hat uns wieder eingeholt. die Steuerbordwache Herbert und Katrin steuern das Schiff, Peter und Schorsch machen Matratzendienst. Unser nächster Stop könnte Ivujivik am Westende der Hudsonstreet sein.

Labradorsee, 55.30 N/59.32 W, Notiz vom 05.07.01 12.00 h UTC

Wir haben Hopedale in den frühen Morgenstunden verlassen und uns durch die vor der Küste liegenden Treibeisfelder in das freie Wasser gemogelt. Auf dem Treibeis lagen Grössere Gruppen von Seehunden, die leider beim näherkommen ins Wasser verschwanden. Seitdem segeln wir bei einer schwachen Brise nach Norden, die Sonne scheint und zumindest tagsüber sind die Temperaturen ertäglich. Es wird viel gelesen und viel geschlafen. Das ganze Schiff ist saukalt, Wasseretemperatur 2 Grad. Dass die Butter hart ist, geht ja noch, aber eiskalte Marmelade, Bier das in der Dose bald gefriert, zähneputzen mit Eiswasser, das sind Begeleitumstände, an die man sich erst gewöhnen muss, ganz abgesehen von der eiskalten Klobrille. Von Norden kommen uns gelegentlich grössere Eisberge entgegen, aber kein Treibeis mehr. Da die Zeit langsam drängt werden wir wohl länger ohne Hafenstop sein, Churchill ruft

Hopedale, Labrador, Notiz vom 4.7.01

Heute morgen um 9.30 UTC sind wir hier angekommen. Haben ein Hotelzimmer, bzw. nur die Dusche gemietet und mal erst den Schmutz der südlichen Gefilde abgespült, um für den endgültigen Durchbruch nach Norden rein zu sein. Der halbe Ort steht wieder mal an der Pier und das Schiff war voll mit Kindern. Erst standen nur 4 an der Pier, als wir die eingeladen haben, waren es auf einmal so an die 20. Die Crew macht klar Schiff und ich will die Gelegenheit nutzen, meine Crew mal vorzustellen:

Herbert Weingärtner (51) mein Co-Skipper bei vielen Zweimann-Regatten rund um England, über den Atlantik und durch den Pazifik von 40 Grad Süd bis 40 Grad Nord, hat mitgeholfen Wolfies Toy zu bauen und war und ist für die gesamte Elektrik an Bord verantwortlich. Segelt seit ca. 30 Jahren, Trans-Ocean Mitglied, seine Hobbies: Drachenfliegen und Squash.
Katrin Schlensker (27), Trans-Ocean Mitglied, segelt seit sie das Licht dieser Welt erblickt hat, Nordsee, Mittelmeer, Atlantik, Karibik, Klasse-Rudergängerin, die Arktik-Reise war ein Muss: -die Gelegenheit bekommt man nur einmal-. Ihre Hobbies: Reiten, Musik und Lesen.
Peter Matt (47) segelt seit ca. 12 Jahren, alles von der Ostsee bis zur Südsee, träumt von einer Atlantiküberquerung und steht seinen Mann als Wachführer auf unserer Arktik-Tour und hat uns aus manchem Computerproblem herausgeholt. Seine Hobbies: Musik, er spielt E-Bassgitarre.
Georg (Schorsch) Petzoldt (61), segelt seit 30 Jahren, Mittelmeer und Atlantik, von der Jolle bis zum BOC-Racer, war schon von Cuxhaven bis Gran Canaria an Bord. Vor 50 Jahren haben wir beide dem gleichen Indianerstamm in Düsseldorf angehört. Sein grosses Hobby ist der Marathonlauf u.a. Berlin, Hamburg und London, insgesamt 14 bisher.
Über mich brauch ich nichts zu schreiben, das steht an anderer Stelle dieser Internetseite !

Wolfies Toy, Position 55.30 N 58.58 W, Notiz vom 3.7.01 20 .00 UTC

Nachdem wir einen schweren Sturm mit Böen bis zu 50 kn gut überstanden und dabei auch noch jede Menge Nord gemacht haben sind wir hier auf 55.30 N auf ein grosses Treibeisfeld gestossen. Wir haben es unter Motor vorsichtig durchfahren. rund um uns herum sind grosse Eisberge zu sehen. Wir haben noch knapp 50 sm bis Hopedale, aber leider nach Luv. Heute haben wir endlich Udos Saubohnen (dicke bohnen) aus Rendsburg verputzt, sozusagen Transatlantikbohnen. Mit Kartoffelbrei und Schinken, Katrin hatte Probleme, Bohnen scheint sie nicht zu lieben, aber der Rest der Crew hat tüchtig zugeschlagen. Wir freuen uns alle auf einen Hafentag und ein Frühstück mit Pfannkuchen und Ahornsirup!

Labradorsee, Position 53.48 N 55.21 W, Notiz vom 2.7.01 14.00 UTC

Die Strait of Belle Isle hat uns endlich aus ihren Gegenwindklauen entlassen, wir rauschen mit Südost auf der Vorderseite eines Tiefs mit bis zu 10 kn nach Norden, die Küste von Labrador hinauf (oder hinunter, so sagen es die Newfies= Neufundländer). Es ist weiterhin kalt und grau, keine Sonne, aber auch keine Eisberge mehr. Die Strait of Belle Isle könnte man auch die Strasse der Eisberge nennen. An den beiden Ufern waren jede Menge in Untiefen gestrandet und schmelzen nun so vor sich hin. Aber es waren auch noch ganz schöne Brummer unterwegs auf Trift. Wir wollen auf dem Weg zur Hudsonstrait als nächstes Hopendale anlaufen und dort einen warmen Schlafsacktag mit Blumentopfheizung verbringen, vielleicht gibts dort ja auch eine Aufwärm-Kneipe, die abends offen hat. In Red Bay war das leider nicht der Fall. Oder gar eine heisse Dusche? Katrin träumt von einer Sauna, wäre auch nicht schlecht. In den nächsten Tagen stelle ich mal die Mannschaft vor, die hier auf Wolfies Toy beinhart nach Norden segelt.

Red Bay, Labrador, Notiz vom 30.6.01

Wieder ein harter Schlag nach Norden, Wind genau auf die Nase, eiskalt und nass. In Böen bis 40 kn, meistens so um die 30 kn. Mit dem Strom gegenan Kreuzschläge, die an alte Rahseglerzeiten erinnern. Einen ganzen Tag quälten wir uns so nach Norden, dann endlich ein raumen des Windes und ein Anliegerkurs, aber dann auch wieder Flaute. Kurz vor Pointe Armour sahen wir die ersten Eisberge, im Laufe der Nacht waren es 8 Stück, alle ziemlich klein aber nicht ungefährlich für die Seefahrt. Im ersten Licht des Tages fuhren wir in Red Bay ein, eine malerische kleine Bucht mit einem kleinen Ort, typischer nordischer Fischerdorf-Stil. Im Laufe des Tages kamen noch 4 andere Yachten, jetzt herrscht hier Überfüllung, kaum noch Platz für das Coastguardschiff! Hier haben bereits vor über 400 Jahren Basken industriell Walfang betrieben, teilweise haben hier bis zu 800 Menschen gearbeitet. In einem schönen Museum sind Ausgrabungsfunde und aus der Bucht geborgene Wrackteile zu besichtigen, sehr interessant. Ebenso wie die Knochen einer Ratte, gefunden in einer Schilfmatte in dem Wrack, also nicht jede miese Ratte kommt rechtzeitig von einem sinkenden Schiff, ist doch tröstlich, glatt eine Lebenshilfe. Wir haben heute unsere Heizung in Betrieb genommen, ein grosser Blumentopf über der Herdflamme, wärmt echt gut, aber der Boden bleibt saukalt. Mücken gibts hier unzählige, wen wollen die alle stechen? Wovon leben die ? Es gibt doch kaum Lebewesen hier, zudem fliegen sie so langsam, dass man sie in der Luft abklatschen kann. Fünf auf einen Streich ist unser Rekord. ich flüchte jetzt vor den Mücken in die nächste und einzige Kneipe und freue mich schon jetzt auf den warmen Schlafsack !

Corner Brook, Neufundland, Notiz vom 27.6.01

Nach dem Starkwind auf dem Weg von Breton-Island nach hier kam zuletzt die obligatorische Flaute. Unter Motor sind wir den langen Weg durch die Bay of Islands und den Humber-Arm hier her nach Corner Brook gefahren. Wunderschöne Landschaft, auf den Bergen Neufundlands teilwesie noch Schneereste. Corner Brook selber eine Enttäuschung, die Stadt ohne richtiges Zentrum, reiner Industriehafen, kein Platz für Yachten. Ein kleiner Yachthafen hatte nicht genügend Wasser für uns, also sind wir an einer stinkenden Fischfabrikpier gelandet. Als wir vom Einkauf zurückkamen, schwamm Wolfies Toy in einer Lake von Fischabfällen, das keiner kotzen musste, war ein Wunder. Ein junger Mann kam und meinte wir sollten doch in den Yachthafen verschwinden. Zu wenig Wasser, war unsere Antwort. Doch das geht, jetzt ist Hochwasser, da kommt ihr rein. Er lotste uns den kurzen Weg und übernahm nicht nur das Ruder, sondern das Kommando übers ganze Schiff. Das ging soweit, dass er uns auch vorschrieb, wie wir unsere Heringe zubereiten sollten, als wir tatsächlich sicher im Yachthafen des Bay of Island Yachtclub fest waren, mit nur 30 cm Wasser unterm Kiel in der Einfahrt. Also, das Heringrezept: Heringe salzen, in Balsamico-Essig etwas ziehen lassen, mit Senf und Olivenöl einstreichen und die Filets in einer Pfanne schichten, etwas Pfeffer, Rosmarin und vorgebräunte Zwiebeln oben drauf, dann ab in den Ofen. Das Ergebnis war tatsächlich ff, nur nach dem Gestank der Fischfabrik kam bei uns der richtige Appetit nicht auf.

Strait of Belle Isle,Notiz vom 26.6.01 22.30 UTC

Wir sind aus den stillen Gewässern der Bras d Or Lakes über die Cabotstreet auf dem Weg nach Corner Brook in Neufundland in Starkwind aus Nord geraten, genau von dort, wo wir hin wollen. Warum muss das immer so sein? Also werden wir wohl eine weitere Nacht in der saukalten Strait of Belle Isle verbringen müssen. Auf den Berggipfeln in Neufundland sehen wir noch Schnee. Aber wozu gibt es warme Schlafsäcke? John Cabot, der diese Gewässer 1496 im Auftrag der englkischen Krone befuhr (er suchte den Weg nach Asien über eine westliche Route) und nach dem die Wasserstrasse zwischen Neuschottland und Neufundland benannte wurde, wird wohl mehr gefroren haben als wir. Wenn ich mir vorstelle, was die Kameraden für lahme Schiffe und bescheidenen Ausrüstung hatten, unglaublich, was die damals geleistet haben.

Baddeck, Breton-Isalnd, Nova Scotia, Notiz vom 24.6.01

Der Nebel hat sich verzogen und pünktlich zum Sonntag kam die Sonne heraus. So wurde die Fahrt über die landschaftlich reizvollen Bras d´Or Lakes zu einem Erlebnis. Mit achterlichen Winden ein echter Genusstörn. Dicht bewaldete Ufer und Inseln und eine nur spärliche Bebauung machen den Reiz der Landschaft aus. Wir haben Fischreiher und eine Hirschkuh am Ufer gesehen. In Baddeck liegen wir wieder an einem Steg, der ganze Ort steht an der Pier und bewundert das schöne Schiff. Ich war schon einmal vor 21 Jahren hier, damals war Baddeck noch eine trockene Stadt. Jetzt sitzen die Segler im Yachtclub auf der Terasse und saufen in aller Öffentlichkeit Bier, welch ein Abstieg in die Verderbtheit!

St. Peters, Breton Island/NovaScotia, Notiz vom 23.6.01

Nach gut 26 Stunden für die 158 sm bis hierher liegen wir am Steg der Marina in St. Peters. Die ersten 9 Stunden sind wir motort, aber dann hatten wir einen schönen Wind, allerdings auch dichten Nebel. Die Einfahrt zum St. Peters Kanal, der den Weg auf die Bras d`Or Lakes freimacht, war nur dank Radar und Schleichfahrt möglich, einen Teil der Tonnen haben wir nur auf dem Radar gesehen.

Halifax, Notiz vom 22.6.01

Die gepackte Rettungsinsel kommt um 14 Uhr, um 18.15 laufen wir aus, Ziel St. Peters auf Breton Island. Drei Wochen war ich in Halifax, mal abgesehen von den Problemen mit der Rettungsinsel und dem Laptop war es eine sehr schöne Zeit. Nicht nur die grossartige Gastfreundschaft beim RNSYS, sondern auch die schönen Kneipen und Restaurants in Downtown und die Musikscene hatten es mir angetan. Jeden Mittwoch treffen sich nach den Mittwochabend-Races die Segler von Halifax, Dartmouth und Bedford im Lower Deck bei Irish Folk und Bier, ich war fast jeden Tag dort, nicht ohne die Speisekarte des Upper Deck abzuhaken, Muscheln, Austern, Fisch und nochmal Fisch, herrlich! Oder der Montags-Jazz im Economic Shoe Shop (welch ein Name für ein Kneipe!). Nicht wenige Freunde beim RNSYS glauben sowieso, dass das mit der Rettungsinsel nur ein Trick war, um länger in Halifax zu bleiben. Der Abschied tat weh, aber das kennt jeder Segler, es treibt uns immer weiter zu neuen Ufern. Wir sind jetzt endlich auf dem Weg zur Hudsonbay, was mag uns erwarten?

Halifax, wo denn sonst?, Notiz vom 21.6.01

Carsten (unser Webmaster) hat die Füllanweisung für die Pressluftflasche der Rettungsinsel gefaxt. Bei deren Studium komme ich zur Überzeugung, dass die Serviceleute die Flasche durch die falsche Öffung füllen wollten. Als ich ihnen die Anweisung auf den Tisch lege, werden sie blass, dann ungläubiges Staunen, schliesslich emsige Aktivität. Es geht doch, kaum zu glauben. Der erste Versuch scheitert noch, doch dann findet jemand den richtigen Adapter, es klappt.

Immer noch Halifax, Notiz vom 18.6.01

Die Rettungsinsel ist beim Service, Schorsch hat die erforderlichen Ersatzteile aus Deutschland mitgebracht. Der Laptop, der über ORBCom unsere Verbindung zur Heimat ist, hat den Geist aufgegeben. Dank der grossartigen Ingenieurskunst von IBM, die den Ladestromstecker nur an zwei mini Plastikbölzchen und vier Lötstellen verankert haben, bekommt der Laptop keine Energie. Die Lötstellen sind hin. Wer nun denkt, die Reparatur einer solchen Lapalie sei eine Kleinigkeit, sieht sich getäuscht. Ein neues Motherboard muss her, plus Arbeit, insgesamt so 1000 Märker, also mehr als der ganze Schrott wert ist. Schliesslich lebt man ja vom Verkauf neuer Modelle, wo käme man denn hin, wenn die ewig hielten ?

Halifax, Notiz vom 3.6.01

Wir sind hier heute in aller Frühe angekommen. Nach dem Unfall mit der Rettungsinsel war der letzte Teil der Reise ohne Probleme, der Wind kam aus der richtigen Richtung mit genug Kraft, um uns in den letzten 12 Stunden 116 sm zu bescheren. Es hat Spass gemacht, so nach Halifax hineinzurauschen. Da es Downtown an der Wasserfront zwar Liegeplätze, aber keine Duschen und Toiletten gibt, sind wir in den Nordwestarm zum Royal Nova Scotia Yacht Squadron gesegelt, wo wir auf einen äusserst gastfreundlichen Club trafen. Der RNSYS ist der älteste Yachtclub in Nordamerika und hat das seltene Recht sich nicht nur " käniglich", sondern auch Yacht Squadron zu nennen. Die Lage ist einmalig schön, die ganze Clubanlage auch. Als Gäste konnten wir die gesamte Anlage nutzen und dank unserem doch etwas spektakulärem Schiff schlossen wir schnell Bekanntschaften mit den Clubmitgliedern.



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